Jesuiten 2019-2

Frauen an der Hochschule für Philosophie? Männerdomäne Jesuitenorden Im Herbst 1971 siedelte das Studienhaus der Jesuiten von Pullach nach München um. Seitdem studiert eine wachsende Zahl von Nichtjesuiten an der Hochschule. Knapp die Hälfte der Studierenden sind mittlerweile Frauen. Doch leider nimmt der Frauenanteil über die verschiedenen Qualifikationsstufen (vom Bachelor bis zur Habilitation) deutlich ab. Entsprechend langsam ändert sich die Zusammensetzung des Lehrkörpers. Weitere Gründe sind, dass an der Hochschule als Jesuitenhochschule Angehörige des Ordens unterrichten. Die Beschäftigung von Nichtjesuiten erfordert auch eine bessere finanzielle Ausstattung als der Einsatz von Ordensleuten. So dauerte es nach dem Umzug noch einmal 35 Jahre, bis der erste Nichtjesuit zum Professor ernannt wurde. Männerdomäne Philosophie Dass sich unter den Professoren an der Hochschule bislang keine Frau befindet, ist wiederum für die Philosophie nicht untypisch. Historisch betrachtet ist sie männerzentriert, auch wenn vorgeblich jenseits geschlechtlicher Identitäten gearbeitet und vom Menschen an sich, dem Selbst oder dem Sein gesprochen wurde. Dabei wird oft unterschlagen, dass in der Philosophie männliche Perspektiven auf die Dinge dominieren. [Deshalb finden sich manche Frauen, die sich zunächst für die Philosophie begeistern konnten, in den Debatten nicht wieder.] Außerdem verlassen Frauen die Philosophie, weil Rollenmodelle fehlen. Philosophinnen werden nur in Ausnahmefällen gewürdigt. Alle großen Strömungen und Schulen sind entweder nach Männern benannt oder gehen auf „Gründungsväter“ zurück. Von vielen wird auch ein fachkultureller Habitus, mit aggressiven Diskussionsstilen und ausgeprägtem Konkurrenzverhalten für die niedrige Frauenquote in der Philosophie verantwortlich gemacht. Nicht zu vergessen ist, dass die familiäre Fürsorgearbeit Frauen immer noch stärker einschränkt als Männer. Schritte in die Zukunft Alledem versucht die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit zu begegnen. Dabei handelt es sich nicht um eine Frage der Höflichkeit, sondern um einen gesetzlich verankerten Auftrag. An staatlichen Einrichtungen hat sich in den letzten Jahren mehr getan als an der Hochschule. Die Frauen treffen sich zwar regelmäßig zu einer Vollversammlung. Aber hier gibt es überhaupt erst seit 2017 offiziell eine Gleichstellungsbeauftragte. Die Ernennung der ersten Professorin, wenngleich nicht unbefristet, steht hoffentlich unmittelbar bevor. Mara-Daria Cojocaru & Georg Sans SJ 20 SCHWERPUNKT JESUITEN n MÄRZ 2019 n ABERGEISTER

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==