Jesuiten 2019-4

SCHWERPUNKT Jesaja, der Wörter-Maler Jesaja ist ein poetischer Prophet. Er malt Bilder aus Wörtern. „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“ (Jes 9,1) Es ist eine Eigenart solch bildhafter und metaphorischer Sprache, dass sie nicht nur Inhalte vermittelt, sondern auch Gefühle weckt. Im Jesajabuch begegnet dies an vielen Stellen. Die Jesajatexte, die in der Advents- und Weihnachtszeit im christlichen Gottesdienst gelesen werden, sind voll davon. Sie entwerfen Bilder vom Frieden („Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.“ Jes 11,6) und versetzen die Hörer_innen in blühende Wüsten („Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie.“ Jes 35,1), sodass Sehnsucht und Hoffnung wachsen. Ein typisches Stilmittel hebräischer Poesie verstärkt die Wirkung der Worte: Die Kombination zweier Aussagen über den gleichen Gegenstand eröffnet – sozusagen zwischen den Zeilen – den Leser_innen einen Raum, in dem sich ihre Vorstellung entfalten kann. Wie im Stereosound erklingt die Botschaft der Worte durch die Parallelität der Satzglieder (parallelismus membrorum) und gewinnt dadurch an Fülle und Tiefe. Ebenso bringt Jesaja seinen Adressat_innen auch die Schrecken des Kriegs in © 2Design photocase.com

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