Jesuiten 2020-1

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Möge die Macht mit Dir sein!“ – dieser Satz ist seit Dezember wieder häufig in deutschen Kinosälen zu hören gewesen. Nicht erst seit den „Star Wars“-Filmen ist klar, dass Macht etwas zutiefst Ambivalentes ist. Im Star Wars-Epos steht den JediRittern und Skywalkers die „dunkle Seite“ der Macht gegenüber. Während die ersteren das Universum zu einem freien und gerechten Ort machen wollen, versuchen Darth Vader und Co alles unter ihre Herrschaft zu bringen und auf die dunkle Seite zu ziehen. Die Ambivalenz und Vieldeutigkeit von „Macht“ wollen wir in diesem Heft zum Thema machen. Wir haben dafür Autorinnen und Autoren gewonnen, die eine Perspektive auf die Ausübung von Macht in verschiedenen gesellschaftlichen wie kirchlichen Bereichen eröffnen und auf die Botschaft Jesu zu diesem Thema reflektieren. Ein wachsamer Blick ist auch gefordert, wo technische Entwicklungen und die digitale Revolution neue Strukturen der Macht schaffen, und wir fragen, wie Menschen mit Führungsverantwortung mit dem Wunsch umgehen, Macht auszuüben. Schließlich wendet sich das Heft auch dem Thema zu, welche Konsequenzen der Machtmissbrauch in Werken der Jesuiten hat. Wir Jesuiten haben unsere Geschichte zu oft als Heldengeschichte erzählt und die dunklen Seiten nicht wahrgenommen. Wir müssen zugeben, dass wir unserem Anspruch, Menschen für Gott und für andere zu sein, nicht immer gerecht geworden sind. Einzelne Mitbrüder wurden zu Tätern und einige Mitglieder der Ordensleitung haben in ihrer Verantwortung versagt. Als Gemeinschaft sind alle Jesuiten gefordert, das Leid der Betroffenen ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören. Für die Zukunft dürfen wir nicht vergessen, was geschehen ist, und müssen uns darum bemühen, alles zu tun, damit Macht nicht mehr missbraucht wird. Ob dann „die Macht“ noch mit uns ist? Vielleicht weniger Macht und dafür mehr Segen! Claus Recktenwald SJ Sebastian Maly SJ Björn Mrosko SJ 1 JESUITEN n MÄRZ 2020 n MACHT

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