Jesuiten 2020-1

5 JESUITEN n MÄRZ 2020 n MACHT vor analoger Informationen, andererseits durch die Erhebung von Daten durch z.B. Standort- oder Bewegungsdaten aus mobilen Endgeräten wie den Smartphones. Hinzu kommt die Erfassung der diversen Nutzungsmöglichkeiten des Webs durch Suchmaschinen, Onlinemedien, Webseitenbesuche, finanzielle Transaktionen und weitere Dienste, die eine nahezu endlos scheinende Menge an personenbezogenen Daten generieren. Denn wer nutzt nicht gerne hilfreiche Apps, um sich den Alltag leichter zu machen? Zumal deren Dienstleistungen uns vermeintlich kostenlos zur Verfügung stehen. Diese massenhafte Erfassung von Daten, basierend auf der Preisgabe persönlicher Informationen wie Standortdaten, persönlichen Präferenzen, emotionalen Zuständen usw., folgt einer Methode, die Shoshana Zuboff in ihrem 2019 erschienenen Buch „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ als kommerzielles Geschäftsmodell beschreibt. Es basiert darauf, möglichst viel Wissen über den Konsumenten und sein Verhalten zu sammeln. Dabei ist die Möglichkeit der Beeinflussung in diesem Geschäftsmodell von vornherein eingeschlossen, wie beispielsweise durch Mirco-Targeting, Social Bots oder das Kreieren einer Flut von „FakeNews“. Was jedoch genau mit den Informationen geschieht, bleibt dem Einzelnen in der Regel verborgen. Wer weiß schon, wie eines der großen internationalen Tech-Unternehmen die eigenen Daten verwendet. Gerade diese neu auftretende Form asymmetrischer Wissensverteilung bezeichnet Zubhoff als neue Form sozialer Ungleichheit. Was die großen nicht-europäischen Unternehmen mit den gesammelten Daten machen, bleibt der breiten Öffentlichkeit indessen weiter vorenthalten. Dabei können sie den einzelnen Konsumenten digitaler Medien beeinflussen, aber ebenso ganze politische Systeme, wie vor kurzem der Skandal um die Firma Cambridge Analytica eindringlich zeigte, bei der eine App die persönlichen Daten von Millionen von Facebook-Nutzern gesammelt hat, um anschließend mit gezielten Botschaften die politische Meinung der Wähler zu manipulieren. So ändern sich die Machtverteilung und das Rechtsverständnis im Zeitalter der Digitalisierung nicht nur in Europa, sondern weltweit. Die Forderung nach einem verantwortungsvollen Umgang mit den Risiken der Datensammlung ist angebracht, um eine Gefährdung der demokratischen Grundwerte zu verhindern. Die Sicherheit der Daten ist zentral sowohl für den Schutz als auch für die Freiheit des Einzelnen. Demokratische Grundwerte müssen daher auch im Lichte der Digitalisierung unbedingt weitergedacht werden. Damit zukünftig die kritische Masse der Digitalisierung auch der kritischen Masse der Demokratie entspricht, bedarf es daher eines wachsamen Auges in der digitalen Welt. Cindy-Ricarda Roberts

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