Jesuiten 2020-2

Jürgen Freise und Heinz Greuling Familie Holle Menschen, ihrem Alltag, ihren Freuden und Sorgen zu sein. Freiheit zum Leben „Glaube muss frei machen. Wenn er dich nicht frei macht, ist er nicht der richtige.“ Auf das konnten wir uns in unserer Familie einigen, sowie das „Auf-der-Suchesein“ und das Hinterfragen. Am meisten trifft unser Kirchenbild das Bild einer Heimstätte, die uns ermöglicht, frei unseren Weg in der Welt zu gehen und unser Leben zu leben. Und das, indem sie immer da ist und wir jederzeit bei ihr einkehren können, um uns selbst in einer Gemeinschaft zu finden – sei es eine katholische oder evangelische. Nur ist die Kirche für uns im Moment keine Heimstätte, die uns frei macht. Sie fühlt sich mehr wie ein Haus an, was nicht in der jetzigen Welt ist, sondern in der Vergangenheit oder einer anderen Welt stehengeblieben ist. Ein Haus, dessen Türen einsperren und weder zum Gehen noch Kommen einladen. Ein Haus, indem wir von innen sehnsuchtsvoll nach außen schauen, von außen aber nur ungern einkehren. Wir wünschen uns eine Kirche, die einlädt. Eine Kirche, in der wir uns als Frauen gleichberechtigt wiederfinden, um uns leben zu können. Eine Kirche, die einen offenen, fordernden Dialog zu Themen wie Klimaschutz führt. Wir brauchen eine erdende Beziehung zu Gott/Jesus in Offenheit. „A single green vine shoot is able to grow through cement.“ Deswegen hoffen wir, dass im Innern der Kirche ein Spross zu wachsen beginnt, der diese Gefängnismauern durchbricht und durch dessen Risse das Licht wieder scheint. Gemeinschaft suchen und schenken In diesen Zeiten stellen sich die letzten Fragen in radikaler Klarheit neu. Auf welchem Fundament ruhe ich, was zählt, in Beruf, in unserem Umfeld, in unserer Ehe, was trägt mich und meinen Mann durchs Leben? Ein winziges, lebloses Etwas hat das bewirkt. Es stellt sich die Frage nach unserem Glauben und nach der Kirche, zu der wir immer gehörten und zu der wir gehören wollen. Diese Kirche ist uns Heimat, in die wir hineingewachsen sind seit unserer Taufe und Firmung, sie ist Zuflucht und Sicherheit im gemeinsamen Gebet so vieler, die mit uns dem Herrn folgen wollen in der communio. Kirche hat für uns ein Gesicht in den vielen Mitchristen in unserer Gemeinde Sankt Peter Köln, Männer und Frauen, die uns achten und sich an unserem Mittun und Dabeisein freuen. Kirche hat für uns einen Ort in dieser Jesuitenkirche den der offenen Leere, die geladen ist mit den Fragen und Gebeten so Vieler, die die communio suchen und schenken. Wir wissen um das Geheimnis unserer Liebe, die wir als Geschenk erleben, seit eben jenem Abend in Köln vor 37 Jahren, wo wir uns sahen und wussten: Der ist es. Diese Liebe als geschenkt zu wissen, ein Geschenk, das lebendig gehalten und geprüft wurde, das zerbrechlich und kostbar ist, aber auch abgelehnt und unverstanden ist von Vielen, um es milde auszudrücken. Diese Liebe ist ohne unseren Glauben in dieser Kirche nicht zu denken. Kirche ist für uns der Zuspruch: Liebe, und dann tu, was du willst. 9 JESUITEN n JUNI 2020 n KIRCHENBILD[ER]

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