Jesuiten 2020-2

Bernardine Schulte Magda Sczuka 8 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2020 n KIRCHENBILD[ER] Gemeinschaft ein Gesicht geben Glauben weitergeben Für mich bedeutet Kirche lebendige Gemeinschaft, die mir Geborgenheit und Vertrauen schenkt. Kirchliches Leben war für mich das Umfeld, in dem ich aufwuchs, mich wohl fühlte. Schon als Kleinkind lernte ich „Kirche“ durch Großeltern, Nonnen, Priester kennen. Somit war das Leben mit und in der Kirche für mich eine Selbstverständlichkeit. Das ist bis heute so geblieben: ein Bereich, der zu meinem Leben gehört und es ausfüllt. Diese Erkenntnis (und das Kennenlernen kirchlicher Tradition) habe ich an meine Enkel weitergeben. Unsere Kinder gingen schon früh mit zur hl. Messe. Gebete und Kirchenlieder erlernten sie wie auch ich nebenbei, und erfuhren, dass kirchliche Gemeinschaft zu unserem Leben dazu gehört. So sind auch sie Verkünder unseres Glaubens geworden, geben das, was sie erlebt und erfahren haben, an die nächste Generation weiter. Kirche hat sich gewandelt: Priester fehlen, die im normalen Alltag präsent sind. Sie haben wenig Zeit für persönliche Begegnungen, Seelsorge muss warten, andere Aufgaben sind wichtiger. Früher schickten wir Missionare in die dritte Welt, heute haben wir viele Priester von dort, die bei uns Dienst tun, um den Priestermangel zu beheben. In den letzten Jahren sind die Gläubigen mehr in das liturgische Geschehen eingebunden worden. Die Kirche hat sich geöffnet, gibt Laien mehr Aufgaben, aber es geht noch mehr. Sie kann ohne die Laien ihre weltumfassende Verkündigung nicht leisten. Kreative Apostelgemeinschaft Mit 14 wurde ich zum Wochenende einer „Gebetsgruppe“ eingeladen – das klang nicht so viel versprechend, sondern nach kalter Kirche, langen Predigten und langweiligen Liedern…. Aus Ermangelung einer ordentlichen Ausrede, fuhr ich hin. Die Überraschung war groß: Alle sahen ziemlich normal aus! Jung, sympathisch, mit großartiger Ausstrahlung und offen gegenüber einem „Neuling“ wie mir. Tief geprägt hat mich ein Moment: Die Anbetung am Abend. Diese Jugendlichen, die eben noch beim Fußballspiel laut lachten und feierten, knieten jetzt anbetend vor ihrem Schöpfer nieder. Ihre Art zu beten war ehrlich und einfach. Ich lernte, mit Jesus zu sprechen wie mit einem guten Freund. Seit 12 Jahren bin ich nun Gottgeweihte Frau im Regnum Christi. Seitdem gehören die evangelischen Räte, das Gemeinschaftsleben, das tägliche Gebet und die pastorale Arbeit und Ausbildung zu meinem Lebensstil. Kirche ist für mich der Ort, an dem ich Jesus begegne, an dem ich Gemeinschaft erfahre und an dem ich Apostel sein darf. Kirche ist eine lebendige Apostelgemeinschaft, wie Jesus und seine Jünger. Kirche heißt für mich, mit ganz verschiedenen Menschen für das Reich Gottes zu arbeiten und dabei Laien den Platz zu geben, selbst aktiv und kreativ zu werden. Meine Berufung ermöglicht mir, ganz im Dienst Gottes und der Kirche zu stehen, und gleichzeitig sehr nah bei den

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