Jesuiten 2020-2

In jeder dieser „Gruppen“ begegne ich Menschen, die sich leidenschaftlich einsetzen für die Kirche und dass sie ein heilender Ort für die Menschen sei. Im Gang durch die eigene Glaubensgeschichte und die Phasen der Begegnung mit Gott, mit Jesus – sei es in Zeiten von Kurs-Exerzitien oder im Alltagsleben - entdecken viele Menschen (nicht selten zum ersten Mal), wieviel sie „Kirche“ verdanken. Sie haben Seelsorger*Innen erlebt, die sie ermutigt und gestützt haben, so dass sie Freiheit gewinnen konnten aus beengenden Beziehungen, dass sie ihrer Sehnsucht zu mehr Leben und Lebendigkeit, zu größerer Freiheit trauen konnten. Daraus nährt sich die Hoffnung, die Menschen mit „Leben in und als Kirche“ verbinden: dass sie sich erweist als Gemeinschaft, Volk Gottes, Heimat, Ort, an dem ich bedingungslos angenommen bin. Dass Menschen jegliche Erfahrung mit Kirche in der Begleitung aussprechen und anschauen können, ist alles andere als selbstverständlich. Schließlich nimmt die Begleitung ja ihren Auftrag gerade von dieser Kirche an und steht in gewisser Weise für sie. Ein Schlüsselmoment, dass dies möglich ist, erschließt sich wohl aus der Gewissheit und dem Glauben, dass „der Schöpfer mit seinem Geschöpf unmittelbar in Beziehung ist“ und alles, was es gibt, ohne Wertung und Beurteilung da sein darf. Die „Unterscheidung der Geister“ ist ein gemeinsames Hinhören von begleiteter und begleitender Person, aufmerksam für die Impulse, die zu mehr Leben, Freiheit und Beziehung führen – Beziehung zu sich selbst, zu Gott, zur Mitwelt und darin auch zur Gemeinschaft der Menschen, die in dieser Kirche leben, lieben, sündigen, … Und je mehr jemand die „Art und Weise Jesu“, sein Empfinden, sein Gespür entdecken und sich dahinein nehmen lassen kann, umso klarer und feiner wird die Wahrnehmung für all das Verletzende und Verletzte. Und allmählich die Bereitschaft, auch die eigene Schuld, Versagen, Vorurteile und Angepasstheit, Zerstörendes wahrzunehmen. Die Bereitschaft, weiterhin oder neu Kirche mitzuleben, wächst unter der Verheißung, dass Gott sich in Jesus der Welt und der Kirche nicht entzogen hat. Schon die Betrachtung von der Menschwerdung wie auch des verborgenen Lebens Jesu führen hin zum ‚Fühlen mit der Kirche‘. Es wachsen Liebes- und Leidensfähigkeit – auch mit, in und als Kirche. Die Perspektive der Apostelgeschichte (Apg 17, 28) kann Raum gewinnen – wohl wissend, dass Kirche und Gott nicht identisch sind! – : „in Ihr leben wir, bewegen wir uns und sind wir“. Und so kann Kirche Jesu Botschaft von der Verheißung umfassenden Segens und Glücks bezeugen. Maria Boxberg 21 © Christian Huhn

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