Jesuiten 2020-2

Weise im Herzen berührt und zu anderen Ideen angeregt als meine Mitmenschen. So wird Jesus für mich auf andere Art zum Weg als für sie, und doch gehen wir alle gemeinsam mit ihm zu Gott. 4. Der Tourguide „Den Weg zu Gott zeigen“ ist nicht dasselbe wie „zu Gott führen“. Wenn ich einen anderen Menschen führe, dann gehe ich voran und lasse ihm kaum eine andere Wahl, als mir zu folgen. Wenn ich ihm den Weg zeige, dann entscheidet er, ob er in die Richtung gehen will, die ich ihm weise. Außerdem kann ich Menschen den Weg zeigen, die schneller unterwegs sind als ich. Selbst wenn sie mir schon ein gutes Stück auf dem Weg voraus sind, kann es für sie nützlich sein, wenn ich ihnen von hinten zurufe: „Da vorne an der Kreuzung geht es nach links!“ Bei einer Führung (z.B. während eines Stadtrundgangs) wird erwartet, dass die führende Person die ganze Strecke kennt und mitgeht. Wer mich auf der Straße spontan nach dem Weg fragt, dem kann ich auch sagen: „Bis dahin kann ich Ihnen Auskunft geben. Dort angekommen, fragen Sie bitte jemand anderen.“ Wer Menschen den Weg zu Gott zeigen will, lässt ihnen ihre Entscheidungsfreiheit. Er erkennt an, dass die, denen er den Weg zeigt, zum Teil schon größere Fortschritte im geistlichen Leben gemacht haben als er selbst. Und er bindet die Menschen nicht an sich, sondern unterstützt sie bei dem Schritt, der gerade ansteht. Er weiß: Danach wird es andere geben, die für den nächsten Schritt die geeigneteren Wegweiser sind als er. Wie schön ist es, nach langer Suche das Ziel zu finden! Und wie dankbar bin ich allen, die mir den Weg gezeigt haben! Wenn mich also andere bei ihrer Suche um Hilfe bitten und ich Auskunft geben kann, wie sollte ich ihnen dann nicht den Weg zeigen? Auch den Weg zu Gott. Jan Korditschke SJ © SJ-Bild © SJ-Bild 32 JESUITEN n JUNI 2020 n KIRCHENBILD[ER] P. Michael Beschorner SJ im Gespräch mit Student*innen.

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