Jesuiten 2020-3

Die wichtigste Aufgabe dabei ist nicht, mit Projekten zu beginnen, unsere primäre Aufgabe ist, die Perspektive zu ändern und „die Fragen, die Sehnsucht und die ganz fundamentalen menschlichen Bedürfnisse der Flüchtlinge zu hören.“ (Mark Raper SJ) Ein fixer Bestandteil der jesuitischen Ausbildung sind deshalb verschiedene Praktika, während denen wir für einige Monate oder auch Jahre an der Seite von notleidenden Menschen leben. Diese Praxis geht auf die ersten Jesuiten zurück. Sie besuchten Gefangene und pflegten Kranke. Ich persönlich habe die Jesuiten in einem Heim für obdachlose Menschen in Wien kennengelernt. Dabei wurde mein Horizont verändert, nicht nur was die Lebenssituationen von obdachlosen Menschen betrifft. Mir wurde auch das Bild, was Ordensleben bedeutet, auf eine völlig neue Weise nahegebracht: Ordensleben bedeutet, mich an den Brennpunkten des gesellschaftlichen Lebens aus der Kraft des Glaubens für andere einzusetzen. Im Jahr 1965, als das zweite Vatikanische Konzil noch im Gange war, wurde Pedro Arrupe zum neuen Generaloberen der Jesuiten gewählt. Unter seiner Führung wurde in den Jahren 1974/75 das Leitbild der Jesuiten neu formuliert: „Dienst am Glauben und Einsatz für die Gerechtigkeit“. Es blieb nicht nur bei Formulierungen. Als in den späten 70er Jahren 1,6 Millionen Menschen mit Booten aus Vietnam flüchteten, gründete Pedro Arrupe den Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service, kurz JRS), der inzwischen in über 80 Ländern präsent ist. Eine andere Gründung, die ebenfalls in diese Zeit zurückreicht, ist die Freiwilligenorganisation Jesuit Volunteers, die seit Mitte der 80er Jahre vorwiegend für junge Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Sozialeinsätze an unterschiedlichsten so- zialen Brennpunkten der Welt koordiniert. Das neue Leitbild des Ordens hatte 31 JESUITEN n SEPTEMBER 2020 n APOKALYPSE © Concordia P. Markus Inama SJ mit Kindern bei einem Concordia Projekt.

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