Jesuiten 2020-4

Stattdessen haben Zachäus und die Fischerei-Brüder die Ermutigung wirklich in sich eindringen lassen, Gott sei Dank! Nur so wurden sie zu konkreten Schritten fähig, die sie sich vorher nie zugetraut hätten. Simon Petrus wird sogar noch als Antwort auf ein gehörtes „Komm!“ aus dem Boot aussteigen und auf dem Wasser gehen. Wenn Gott sich selbst mitteilt, kann das in einem Menschen etwas völlig Neues bewirken – wenn der Mensch ihm denn Raum gibt und diesem Impuls tatsächlich folgt. Mehr Geduld kann entstehen, mehr Ausdauer, ein erster Schritt, eine letzte Klarheit, Entschiedenheit zum Handeln, … Die häufige Schwierigkeit dabei: Dieses Neue, zu dem Gott ruft und lockt, schmeckt nicht selten nach Kontrollverlust und Risiko, nach Ungewissheit und Wagemut. „Wie soll das geschehen?“ fragt Maria, bevor sie zustimmt, dass ihr Leben aus den vorstellbaren Bahnen katapultiert wird. Im Spiegel sehen wir nur unser eigenes Gesicht. Im Hören können wir ahnen, wen Gott in uns sieht. Ob das wahr wird, überlässt er uns: Im Evangelium hört der Reiche die Einladung, sich zu befreien und mitzukommen, spürt vielleicht sogar den liebevollen Blick Jesu, aber er geht weg. So bleibt er die Antwort schuldig. Er hängt noch zu sehr im Alten, das Risiko ist ihm zu groß, der Schritt unvernünftig. Gott ruft und ermutigt, aber lässt uns unsere Freiheit. Hören ruft nach einer Antwort. Und auch wenn diese Antwort unscheinbar ist oder Zeit braucht, bleibt das Kriterium des Ignatius, „dass die Liebe mehr in die Werke gelegt werden muss als in die Worte“. Groß ist die Gefahr des Selbstbetrugs. Axel Bödefeld SJ © Joachim Heller iStock.com 23 JESUITEN n DEZEMBER 2020 n HÖREN

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