Jesuiten 2021-2

SCHWERPUNKT 10 Jugend und Jesus Den Startpunkt für meine Beziehung zu Jesus sehe ich in meiner Heimatpfarrei Sankt Antonius in Potsdam-Babelsberg. In einer Stadt mit nur ca. 20 Prozent Kirchenmitgliedern war diese Gemeinde für mich immer ein besonderer Ort, und zwar ein besonders schöner und prägender Ort! Hier durfte ich eine ganze Reihe von Menschen kennenlernen, deren Leben tief von der Botschaft Jesu geprägt war. Vor allem in der Ministrantengruppe der Pfarrei und auf den jährlichen Religiösen Kinderwochen machten diese Menschen mir auf ganz unterschiedliche Weise Mut und Lust, mich mehr und mehr der Botschaft Jesu zu öffnen. Sie ist nun das Fundament vieler meiner Wertmaßstäbe. Vor allem entnehme ich der Botschaft Jesu eine wichtige Erkenntnis: Du bist gewollt. Besonders als junger Mensch war es für mich wichtig zu wissen, einen Platz in dieser Welt zu haben. Gott hat etwas Bestimmtes mit mir vor und Jesu Botschaft rüttelt mich dazu auf, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Dieser persönliche Zuspruch trägt mich in den langen Phasen des Alltags, in den Glücksmomenten und auch in den Tiefpunkten. Mein Lebensweg führte mich im Jahr 2018 an das Canisius Kolleg (CK) in Berlin. Ich finde sehr schön, dass hier die religiöse Dimension des Lebens dazugehört. Ich staune über das große Engagement und die Begeisterung der Schülerschaft für die Ignatianische Gemeinschaft (ISG), genieße die Prägung des Schulalltages durch das Kirchenjahr, das Innehalten in den Gottesdiensten und in den Klassengebeten und komme gerne mit meiner Schülerschaft über Gott und die Welt ins Gespräch. Dabei fällt mir auf, dass die Schülerinnen und Schüler des CKs religiös sehr unterschiedlich geprägt sind. Einige besuchen wie ich wöchentlich den Gottesdienst und nehmen aktiv am Gemeindeleben teil, viele haben jedoch nur eine lose Verbindung zur Kirche oder bezeichnen sich selbst als nicht-religiös. Durch die Etablierung des neuen Arrupe-Zweiges gehört zudem eine wachsende Schülergruppe mit muslimischem Glauben dazu. Auffallend ist eine allgemeine Wachheit für moralische Fragen. Fragen wie „Dürfen wir überhaupt noch Fleisch essen?“, „Wie vermeide ich Plastikmüll?“ und „Sind Frauen und Männer tatsächlich gleichgestellt?“ scheinen vielen jungen Menschen geradezu unter den Nägeln zu brennen. Durch den Austausch mit meinen Schülerinnen und Schülern berühren derartige Fragen dann auch meine eigenen Wertmaßstäbe und regen mich immer wieder neu dazu an, Jesu Worte aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen. Vor allem erfährt die Botschaft Jesu durch meine Arbeit mit jungen Menschen am CK jedoch eine zusätzliche Bedeutung. Sie ist nun Zuspruch und Anspruch zugleich. Denn wenn Gott etwas Bestimmtes für mich vorgesehen hat, dann hat er sich garantiert auch etwas für jede/n meiner Schülerinnen und Schüler einfallen lassen. Als Lehrer wird mir dabei eine wunderbare Aufgabe zuteil. Ich darf Menschen, die sich in einer weichenstellenden Phase ihres Lebens befinden, auf ihrer spannenden Suche begleiten und im Optimalfall dazu beitragen, hierfür erforderliche Talente herauszufördern. Nach nicht einmal drei Jahren am CK kann ich über manch Metamorphose, die ich unter den Schülerinnen und Schülern beobachten durfte, nur staunen. Und auch wenn manchmal misslungene Schulstunden, unschöne Meinrad Dufner ©Katharina Gebauer

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