Jesuiten 2021-2

WAS MACHT EIGENTLICH...? 25 Morgens wurde ich direkt für eine 24-Stunden-Schicht eingeteilt und mir wurde gezeigt, wie genau ich die Schichten der Schutzkleidung anziehen muss. Alle verbleibenden Bewohner waren durch das Virus geschwächt und auf Pflege angewiesen. Bei Arbeiten wie dem Wechsel der Bettwäsche begann der Schweiß sofort am Körper herunter zu laufen, da die Anzüge völlig luftundurchlässig sind. Die Visiere stoppen die Luftzirkulation. Die Schutzbrille beschlägt ständig. Nach einigen Stunden beginnt die Haut an den Ohren und Wangen zu brennen. Viel schlimmer aber war der Anblick der Schwerkranken. Und dennoch: Ich fühlte mich in der Arbeit glücklich. Jedes Gefühl von Trägheit oder Unzulänglichkeit verflüchtigte sich. Ich spürte klar in meinem Herzen: Gott ist mit mir. Die ganze Zeit konnte ich die heilige Kommunion nicht empfangen. Aber selbst das machte mich glücklich. Ich war einer von Millionen Menschen, die wegen geschlossener Kirchen keinen Zugang zu den Sakramenten hatten. Es war gut, die Gemeinschaft mit den Ordensschwestern zu teilen. Mit ihnen führten wir abends lange Gespräche. Aus der Zeit nehme ich unvergessliche Momente mit nach Hause: das beharrliche Gebet einer nahezu bewusstlosen alten Dame: „Mein Gott, rette mich, mein Gott, rette mich“. Meine Geburtstagsfeier mit den Arbeitskollegen mit 25 Maronen und Kerzen. Eine tiefe Begegnung nur durch Blicke mit einer Ordensschwester, die nicht mehr sprechen konnte. Mein eigenes Gebet am Leichnam einer Frau, die während meiner Nachtschicht verstorben war. Obwohl ich an beiden Einsatzorten sehr kranken Menschen auch ohne Schutzausrüstung sehr nah kam, bin ich selbst niemals krank geworden. Weihnachten verbrachte ich isoliert in einem kleinen Raum. Auf eine sehr reale Weise war ich ganz nahe bei all den alten Menschen, die während Corona ohne Besuch allein blieben. Den ausführlichen Bericht über sein Covid- Ehrenamt in der Pflege finden Sie hier:

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==