Jesuiten 2021-3

SCHWERPUNKT 16 Blick in die Werkstatt Studierende denken über die Gestaltung von sozial-ökologischem Wohnen nach. Wie kann zukünftig unser Wohnen aussehen? Wie groß sollen Wohnungen sein und wie können Menschen gut zusammenleben? Wohnen neu denken, ohne Vorgaben, ohne Budgets – dazu hatten Studierende bei einer Sommerakademie die Gelegenheit. Bauen und Wohnen neu denken, kreativ und visionär – das ist das Ziel der Sommerakademie der Architektur, die vor einigen Jahren von der GAG, dem städtischen Wohnungsbauunternehmen in Ludwigshafen, ins Leben gerufen wurde. 2016 beschäftigten sich die teilnehmenden Studierenden mit dem noch unerschlossenen Areal der zukünftigen Heinrich-Pesch-Siedlung. Im Mittelpunkt stand die Erstellung neuer Initiativen und Impulse bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dazu entwickelten Studierende der Hochschulen Mainz, Ludwigshafen, Heidelberg und Kaiserslautern flächenoptimierte Lösungen für den Wohnungsbau. Auch eine kleine Wohnung kann alle notwendigen Funktionen haben – das zeigten die Studierenden mit ihrer Idee des „Mikro-Wohnens“. Dazu konzipierten sie ein Gebäude mit einer Skelettstruktur, in das gleich große Boxen beliebig hineingeschoben werden können. Die Wohnboxen bieten auf knapp 14 Quadratmetern Platz für Bett und Bad. In ihnen können Singles, Paare oder zwei Kinder wohnen. Wohnen, Kochen und Essen finden in Gemeinschaftsräumen statt. Die Boxen können beliebig zusammen- und auch wieder zurückgebaut werden. Auch mit „Wohn-Bau-Kästen“ kann Wohnraum weitestgehend minimiert und immer wieder den verschiedenen Wohnbedürfnissen angepasst werden. Die Studierenden entwarfen hier einen Bauteilekatalog mit Quer- und Längswänden, die per Stecksystem einfach zu montieren sind. Unter dem Namen „Smartbox“ präsentierten die Studierenden eine Idee, bei der Wohnen in bewegte, installierte und ruhige Zonen unterteilt wird. Die einzelnen Zonen lassen sich verdichten und überlagern. Umgesetzt wird die „Smartbox“ mit fest installierten Boxen sowie Raummodulen, die variable Grundrissformen und stapelbare Gebäude ermöglichen. Klappbare oder eingebaute Möbel tragen ebenfalls zur Platzoptimierung bei. Neben dem Wohnen befassten sich die Workshop-Teilnehmenden auch mit dem Zusammenleben der Bewohner*innen. Um Inklusion, Integration und das Miteinander der verschiedenen Menschen zu erreichen, sahen die Studierenden Orte für Begegnungen wie einen zentralen Platz und Innenhöfe vor. Das neue Stadtquartier wurde zudem in drei Zonen „Wohnen, Bildung und ein gewerblich genutztes Gebiet“ aufgeteilt. Die Studierenden schlugen vor, die Siedlung autofrei zu gestalten und planten ein Parkhaus entlang der angrenzenden Hauptstraße. All diese Impulse ließ Prof. Rolo Fütterer von der Hochschule Kaiserslautern in einen ersten Entwurf für den Masterplan für die Heinrich-Pesch-Siedlung einfließen, der die Grundlage für die weiteren Planungen wurde. Ernst Merkel Der Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer der HPS GmbH & Co. KG. Zuvor war der Ludwigshafener Vorstand der GAG Ludwigshafen und Bau- und Umweltdezernent der Stadt Ludwigshafen. © Anette Konrad - HPH

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