Jesuiten 2021-3

SCHWERPUNKT 18 Auf gute Nachbarschaft „Gute Nachbarn“ gehören zu einem Zuhause. Wie sehen für Sie „gute Nachbarn“ aus? Für mich gehen sie achtsam mit den Menschen ihrer Umgebung um. Ihre Freundlichkeit lässt andere spüren, dass sie willkommen sind. Sie schauen nicht weg, wenn Hilfe gefragt ist. Gute Nachbarschaften sind kein Allheilmittel. Aber unter guten Nachbarn braucht es Entschlossenheit, um zu vereinsamen. In guter Nachbarschaft kann ich mich auch zurückziehen, ohne meine Privatsphäre ständig vor Neugier schützen zu müssen. Nachbarschaften sind Bausteine am Fundament der Gesellschaft. Sie tragen bei zu Lebensqualität und Integration von Menschen in die Stadtgesellschaft. Dafür machen wir uns erstaunlich wenig Gedanken über ihr Gelingen. Dabei machen zunehmende Individualisierung und Vielfalt der Gesellschaft das Zusammenleben nicht unbedingt einfacher. Die meisten von uns schätzen die Freiräume für Individualität und die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft. Aber abweichende Lebensrhythmen, fremde Gerüche und ungewohnte Sitten bringen uns dann doch schnell aus dem Konzept und an unsere Grenzen. Das betrifft das Zusammenleben unterschiedlicher Generationen ebenso wie das von Menschen unterschiedlicher sozialer Milieus und Kulturen. Wie kann gutes Zusammenleben gelingen? Diese Frage ist für den sozialen Frieden einer Stadtgesellschaft zukünftig genauso wichtig wie die Planung und Organisation eines städtischen Lebens, das die natürlichen Ressourcen nachhaltig schont. Das eine wird ohne das andere nicht gelingen. Gute Nachbarn können wir uns nicht backen. Aber wir können Stadtquartiere so planen und das Zusammenleben so organisieren, dass Begegnungen gefördert werden und Konflikte ihre Bedrohlichkeit verlieren. Bewohner*innen werden damit nicht allein gelassen. Dafür haben die Projektinitiatoren*innen der Heinrich-Pesch-Siedlung bereits in einer frühen Entwicklungsphase begonnen, gemeinsam mit Verbündeten aus Wissenschaft, Sozialarbeit und Stadtverwaltung ein soziales Konzept zur Förderung guter Nachbarschaften zu planen und maßgebliche Akteure zu vernetzen. Auf der Basis einer „Charta des Zusammenlebens“, die geprägt ist von den christlichen Wertvorstellungen der kirchlichen Projektträger wie von Erkenntnissen der Sozialwissenschaft, wenden sie sich an alle Menschen und Initiativen guten Willens, mit ihren Ideen, ihren Überzeugungen und ihrem Engagement bei- © RyanJLane iStock.com

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