Jesuiten 2021-3

32 VORGESTELLT Safeguarding: Sensibel sein und werden P. Provinzial Bernhard Bürgler hat Herrn Frank Beyersdörfer als Präventionsbeauftragten benannt. In einem Doppelinterview spricht er mit P. Klaus Mertes über die Herausforderungen und Chancen seiner neuen Aufgabe. Herr Beyersdörfer, können Sie kurz umschreiben, was Ihr Job ist? Beyersdörfer: Es ist ja eine sehr große Provinz mit sechs Ländern. Im Moment besteht der Job darin, alle Kommunitäten und alle Werksleiter*innen zu befragen, ob die Mitglieder der Kommunität oder die Mitarbeitenden in den Werken Präventionsschulungen absolviert haben und ob es Schutzkonzepte gibt. Danach werden wir uns nochmal neu die Frage stellen, wie und auf welchen Ebenen brauchen wir Prävention? Wozu braucht es einen Safeguarding-Assistenten? Beyersdörfer: Ich glaube, es geht darum, Sensibilität zu schaffen für Machtverhältnisse. Manchmal muss eine Person erst realisieren, dass sie Macht hat und eine privilegierte Position. Es braucht aber auch ein gewisses Standing, Leute mit ins Boot holen. Und es gibt eine römische Ebene, von der bestimmte Erwartungen kommen. Mertes: Was mich stört an der römischen Erwartung ist, dass die nur von Safeguarding sprechen und nicht von Aufarbeitung. Also ich erwarte von einem Präventionsbeauftragten, dass er den Unterschied und den Zusammenhang von Prävention, Aufarbeitung und Intervention begreift. Und er wird natürlich auch im Orden auf Abwehrhaltungen stoßen. Eine klassische ist, zu sagen: „Ich lass mich nicht unter Generalverdacht stellen“. Da ist es ganz hilfreich, wenn die Struktur des Wegschauens und nicht nur die potentielle Täterschaft in den Blick genommen wird. Dann öffnen sich Kollegen/Mitbrüder für die große Frage: Was mache ich denn, wenn ein Mitbruder irgendwie gerne abends Jugendliche im Privatauto mit nach Hause nimmt? Das zuschauende System ist ja Teil des Problems. Beim Thema „sexualisierte Gewalt“ richtet sich der Blick oftmals nur auf die Arbeit mit Kindern … Beyersdörfer: Genau. Der ehemalige Provinzial der Deutschen Provinz, P. Johannes Siebner SJ, kam auf mich zu, weil ich in der ExerzitienArbeit tätig bin. Ihm ging es nicht primär um die Schulen, weil die inzwischen ganz gut aufgestellt sind. Er wollte vor allem die Seelsorge in den Blick nehmen.

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