Jesuiten 2022-1

SCHWERPUNKT 14 Open the door of your heart Drei Personen erzählen uns von ihrem persönlichen Soundtrackdes Glaubens. Josma Rodrigues kommt über das Singen und Schreiben von Liedern mit Gott in Berührung und erfährt Heilung. September 2020. Es war ,,Auszeitwochenende’’ in der Zukunftswerkstatt der Jesuiten in Frankfurt/Main während meiner Zeit dort als Langzeitmitbewohnerin. Da ich für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes zuständig war, wollte ich zum Thema „das Herz für Gott öffnen“ ein Lied singen. Mir fiel allerdings kein Lied ein, das aus meiner Sicht gut zum Thema gepasst hätte. So kam mir die Idee, selbst ein Lied zu schreiben! Hinzu kam, dass mich kurz vor der stillen Zeit des Auszeitwochenendes ein schmerzhaftes Erlebnis aus der Vergangenheit einholte und ich das Gefühl bekam, mich zu verlieren. Ich hatte meine Fragen, meine Zweifel… und habe mich innerlich sehr allein gefühlt. Für mein neues Projekt bin ich in den Meditationsraum gegangen. Stille. Ich habe meinen Platz aufgesucht. Buch und Stift waren dabei. Und dann fiel mir dieser Satz ein – I see your pain. Und dann noch ein Satz – I see your doubts. Darauf noch ein Satz – I see your hurt. „Ja klar“, dachte ich! Wie oft trage ich meine Last allein, weil ich das Gefühl habe, das geht niemanden etwas an? Wie oft scheue ich mich davor, meine Verletzlichkeit zu zeigen? Wie oft trage ich seelische Wunden, weil ich nicht daran glaube, dass dort Heilung geschehen kann? Nach und nach wurde mir deutlich, in welche Richtung das Lied gehen würde. Gerade in Phasen der Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit brauche ich den Zuspruch Gottes, den Zu- spruch, dass ich geliebt bin auch in meiner Schwäche und Verletzlichkeit, dass ich in meinem Schmerz nicht verlassen bin, dass meine Wunden geheilt werden können, dass ich die Last nicht allein tragen muss, sondern sie ruhig in die Hände Jesu legen darf. Ihm ist es nicht egal! Den Zuspruch Gottes kann ich allerdings spüren, wenn ich mein Herz für ihn öffne, immer wieder. So habe ich den Refrain geschrieben, als ein sanfter Anstoß Gottes an mich, an uns: Open the door of your heart, let me just show you my love. Das frisch gestrickte Lied habe ich zur Kommunion während des Gottesdienstes gesungen. Und dann durfte ich es erfahren: Tränen auf den Gesichtern der Zuhörenden. Könnte es sein, dass durch das Lied manche Verspannungen vor dem liebenden Blick Gottes gelöst wurden? Das macht aus meiner Sicht die Kraft der Musik aus: Lieder rufen durch ihre Melodie und Texte Gefühle in uns hervor, die wir normalerweise nicht zugelassen hätten. Die Musik fungiert als ein Medium, das eine persönliche Begegnung zwischen Gott und der Seele ermöglicht. Beim Singen des Liedes durfte ich mich von Gott getragen fühlen. Mein Wunsch ist, dass das Lied auch beim Hören die Herzen der Menschen berührt. Josma Rodrigues 1993 in Indien geboren und im Oman aufgewachsen, ist 2015 für ein Master-Studium in Umwelttechnik nach Hamburg gekommen. Nach dem Abschluss entschied sie sich für ein Theologiestudium in Sankt Georgen. Auf ihrem YouTube-Kanal „Josma Rodrigues“ sind Lieder von ihr zu finden.

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