Jesuiten 2022-2

EDITORIAL 1 Liebe Leserin, lieber Leser, wir kennen sie alle. Momente der Ewigkeit. Erfahrungen der Zeitlosigkeit wirken himmlisch. Sie blenden den Tod aus, der wie eine tickende Zeitbombe bei jedem Atemzug mitschwingt. Der unerwartete Krieg in der Ukraine konfrontiert uns schlagartig mit dem Tod; Berichte und Bilder zu Kriegsschauplätzen und Kriegsverbrechen erschüttern uns bis in die Tiefe unseres Herzens. Wie gehen wir mit dem Tod um? Versuchen wir, wie im modernen Humanismus, unsere Begrenzung in die Unsterblichkeit zu übersteigen oder schenkt uns der Glaube an das ewige Leben bei und in Gott Hoffnung? In dem vorliegenden Heft nähern sich die Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Perspektiven diesen Fragen und bringen persönliche Überzeugungen und Umgangsweisen mit der Sterblichkeit zum Ausdruck. Zum einen sind es exemplarische Momente mitten im Leben, in denen der Tod auf unterschiedliche Weise einzubrechen vermag. Sei es innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen oder bei zwei kleinen Kindern, deren Mutter an Krebs erkrankt ist. Seien es Suizidgedanken heranwachsender Jugendlicher oder das tägliche Hantieren mit Körperspenden. Sei es schließ- lich in der jahrelangen Begleitung von sterbenskranken Menschen oder im Durchleiden einer plötzlichen, nicht heilbaren Erkrankung. Sie alle versuchen mit dem scheinbar paradoxen Paar von Leben und Tod umzugehen, das uns selbst im Alltäglichen wie bei Waldspaziergängen oder beim Kartenspielen begegnen kann. Es ist ein Paradox, von der die Kunst nicht lassen kann und das den Menschen herausfordert, sich für etwas Größeres zu öffnen, auf das seine Hoffnung hinstrebt. So wurzelt letztlich der biblische Auferstehungsglauben in der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, die in dieser Welt zu kurz kommt. Der Tod ist kein leichtes Sommerthema. Und doch kann die Auseinandersetzung mit ihm und der christlichen Hoffnung auf das ewige Leben im Ringen oder Umarmen unserer Begrenztheit uns für unsere zugrundeliegende, grenzenlose Liebe öffnen. Solch himmlische Erfahrungen wünschen wir Ihnen von Herzen. Christian Braunigger SJ Max Heine-Geldern SJ Clemens Kascholke SJ

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