Jesuiten 2022-4 (Deutschland-Ausgabe)

SCHWERPUNKT Freude am Lernen, Freude am Leben Lernen muss nicht immer schwer und ernst sein, sondern kann auf vielfältige Weise erfolgen. Zum Beispiel durch Spielen. Solène Dailloux hat damit gute Erfahrungen gemacht. In meinem Beruf als pädagogische Begleiterin von Fortbildungen für Studierende und Professor*innen zur sozial-ökologischen Transformation darf ich Menschen auf ihrem Lernweg begleiten und sie durch viele neue Erfahrungen führen. Ich habe auch die Aufgabe, sie in eine Form der Entdeckung des anderen, ihrer selbst und komplexer Systeme zu führen. Mich fasziniert besonders, dass ich mein Bestes geben muss, um in einer Gruppe Vertrauen aufzubauen. Dies geschieht, um einen sicheren Raum zu bieten, in dem jeder und jede die Möglichkeit hat, der Welt das Beste von sich zu geben. Meiner Meinung nach entsteht dieser Raum vor allem durch das Spiel. Was gibt es Schöneres, als mit Spaß zu lernen? Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, dass Lernen mit Zwang, Strenge und Schwere gleichgesetzt wird. Als ob Lernen überhaupt keinen Spaß machen darf, weil es sonst seine Legitimität verliert. Seit ich andere Wege des Lernens und der Wissensverankerung entdeckt habe, könnte mein Motto lauten: „Lernen ist nicht wirksamer, nur weil es ernst ist.“ Ob es sich nun um Wissen, Kompetenzen oder Haltungen handelt, es gibt viele Wege, auf denen man wandeln kann, um eine Person zum Lernen zu bringen. Ich habe mich dafür entschieden, die Lernenden durch das Spiel zu begleiten, und das kann so viele Formen annehmen! Wer ist nicht schon einmal bei einer Vorlesung eingeschlafen? Stellen Sie sich vor, der Professor würde damit beginnen, dass Sie jedes Mal Kniebeugen machen, wenn Sie „Roxanne“ in dem Stück „Roxanne“ von The Police hören, um Sie aufzuwecken! Oder wenn Sie bei Ihrer Selbstvorstellung in der Gruppe Ihre Worte mit fast theatralischen Gesten verbinden sollten! Und wie wäre es, wenn Sie Konzepte wie planetare Grenzen, schmelzende Eisschollen oder Treibhausgas-Emissionen pantomimisch darstellen müssten? Das gibt diesen komplexen und oft angstbesetzten Themen sofort eine andere Farbe. Indem wir diese Art von Erlebnissen schaffen, lösen wir bei den Menschen positive Emotionen aus. Und das fördert die Schaffung von Erinnerungen und damit das Lernen enorm ... Also, lasst uns Freude am Leben haben! Solène Dailloux ist pädagogische Begleiterin auf dem Campus de la Transition bei Paris. Wenn sie nicht gerade die kollektive Intelligenz einer Gruppe fördert oder gewaltfreie Kommunikation vermittelt, spielt sie gerne kooperative Spiele wie „Hanabi“. Was gibt es Schöneres, als mit Spaß zu lernen? 18

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