Jesuiten 2022-4 (Deutschland-Ausgabe)

Tanzen mit Gott Fabian Moos SJ wird am 3. Dezember 2022 zum Priester geweiht. Er hat seine Berufungsgeschichte aufgeschrieben: Für mich ist die christliche Berufung ein spielerischer Tanz zwischen zwei Freiheiten: zwischen Gott und dem Menschen. Eine gelungene Berufung ist schön, würdevoll wie ein Tango, kreativ und beweglich wie ein Capoeira-Duell, ist von Freiheit umweht und macht Lust auf das Leben. Wenn ich heute auf meinen Weg zurückschaue, dann kommt in mir zunächst eine große Dankbarkeit. Das Wesentliche wurde mir stets geschenkt. Im Dezember 2008 wäre ich auf einer Bergwanderung fast gestorben, aber ich erhielt ein zweites Leben. Vielleicht war das nötig, um 2012 den Sprung ins frischkalte Wasser des Noviziats zu wagen. Mein Ausbildungsweg im Orden war schließlich übersät mit Herausforderungen und so mancher Krise, aber vor allem mit vielen Geschenken: etwa dem Lachen der Flüchtlingskinder in Valladolid oder der Begeisterung der jungen Menschen, die gerade die Welt von morgen erfinden. Der Rückblick hat mir immer wieder eine leuchtende Spur Gottes auf dem Parkett gezeigt. Als zweites sehe ich, dass sich das Gravitationszentrum meiner Berufung verschoben hat. Ich spüre heute in erster Linie einen Ruf, in einer Welt im Umbruch als Christ zu leben. Priester zu sein ist für mich eine Berufung zur Hoffnung in Christus und eine Weise, meine Taufe im Dienst an den Menschen und an der ganzen Schöpfung zu leben. Es ist, als wäre die Tanzfläche auf das Ostfenster hin ausgerichtet, das sie nach jeder durchtanzten Nacht mit Gotteslichtfunken überflutet. So will ich auch weiterhin meine Berufung mit Gott tanzen: dankbar und hoffnungsvoll. Am liebsten mit anderen, die so langsam warm werden und mehr und mehr ihre eigene Ausdrucksweise finden. 28 NACHRICHTEN

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