Jesuiten 2023-1 (Deutschland-Ausgabe)

Woher kommen die Fürbitten normalerweise? Nach wie vor aus der Sakristei: entweder aus der Feder des Pfarrers, aus Büchern oder aus dem Internet – und sie werden bedenkenlos „recycelt“. Der Begriff „Fürbitten“ verschweigt zudem die Gläubigen als legitime Verfasser*innen. Erfreulich, wenn in der Gemeinde die Bereitschaft zu diesem liturgischen Dienst geweckt und gefördert wird! Manchmal hat man indes den Eindruck, den „Laien“ solle ihre Ermächtigung zum öffentlichen Gebet im Namen der Kirche besser gar nicht bewusst werden. Zumal sie, anders als der Vorsteher, dessen Präsidialgebete im Wortlaut vorliegen, in freien Worten beten dürfen. Apropos „woher“: Empfehlenswert ist die Sprechrichtung aus der Mitte der Gemeinde (Mittelgang, Vierung) in gemeinsamer Ausrichtung auf den göttlichen Adressaten. Damit scheidet der Ambo für den Vortrag des Gläubigengebets aus, doch ist wohl in jedem Feierraum ein dafür passenderer Ort zu finden. Sollte „Laien“ ihre Ermächtigung zum öffentlichen Gebet im Namen der Kirche noch bewusster werden? Unbedingt: Es geht im Gläubigengebet ja um den Bezug der Christ*innen zu ihren Mitmenschen, ihrer Mitwelt. In der Makrostruktur der Messfeier antwortet die oratio universalis fidelium auf die in den Lesungen proklamierte Heilszusage Gottes – wissend, dass dieses dankbar empfangene Gut („Dank sei Gott“, „Lob sei dir, Christus“) viele vermissen, manche ersehnen und entbehren, andere besonders nötig haben. Diese konkrete Not vor Gott zu bringen im priesterlichen Eintreten füreinander und für andere, ist ein Akt solidarischer Nächstenliebe, manchmal auch der Feindesliebe – und ein ernsthafter Schritt in die Nachfolge. Mag DDr. Ingrid Fischer ist Liturgiewissenschaftlerin im Team der THEOLOGISCHEN KURSE (Wien) und Programmleiterin der dortigen AKADEMIE am DOM. Foto: Thomas Junghans: Beginn der Weisheit 5

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