Jesuiten 2023-2 (Deutschland-Ausgabe)

Einfach tun, jetzt! Der Jesuitenorden hat seit seiner Gründung im 16. Jahrhundert einen bedeutenden Beitrag zur Bildung, Wissenschaft und Missionierung geleistet. In Deutschland hat der Orden in den letzten Jahren an Attraktivität verloren. Kann der Orden einen „Turnaround“ schaffen und wieder anziehend werden? In einer zunehmend säkularisierten Welt, in der traditionelle religiöse Institutionen und Glaubenssysteme an Relevanz verlieren, sind Menschen weiterhin auf der Suche nach einem tieferen Sinn und einer Orientierung. Sie finden diese nur leider nicht mehr im kirchlichen Kontext. Die Skandale und Enthüllungen, die die katholische Kirche erschüttert haben, sowie die zunehmende Kritik an ihrer Haltung gegenüber sozialen und gesellschaftlichen Fragen haben dazu geführt, dass viele, insbesondere junge, Menschen ihre Verbindung zur Kirche und ihrem Glauben verloren haben. Infolgedessen suchen sie nach anderen Wegen, um ihrem Leben Bedeutung zu verleihen und sich einer höheren, gemeinsamen Sache zuzuwenden. Bewegungen wie die Klimabewegung haben sich als eine solche Alternative etabliert, indem sie den Fokus auf den dringenden Bedarf an Klimagerechtigkeit, Umweltschutz und sozialem Engagement legt. Dadurch, dass sie sich dieser Bewegung anschließen, können junge Menschen ein Gefühl der Gemeinschaft und Solidarität erfahren und sich gleichzeitig für eine nachhaltigere, gerechtere Zukunft einsetzen. Sie finden einen Sinn darin, sich gemeinsam zu engagieren. Die Klimabewegung bietet jungen Menschen also eine Möglichkeit, sich in einer von Unsicherheit und Zweifel geprägten Welt zu orientieren und ihre Energien auf eine dringende, gemeinsame Herausforderung zu konzentrieren. Es ist wichtig, dass sowohl religiöse als auch säkulare Institutionen diese Sehnsucht anerkennen und auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingehen, um gemeinsam eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu gestalten. Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, fand Sinn im Leben, indem er einen Beitrag für eine bessere Gesellschaft leisten wollte, oder – in seiner Sprache – sich in den Dienst Jesu stellte. Ihm und den ersten Jesuiten ging es – neudeutsch gesagt – um zivilgesellschaftliches Engagement. Dies ist übrigens der soziale Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält und ihre Widerstandsfähigkeit stärkt! Als Unternehmensberater und Professor für Führung und Zusammenarbeit ist es meine Aufgabe, mit Organisationen Leitbilder und Strategien zu entwickeln. Ich möchte Ihnen hier konkrete Vorschläge zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements durch den Jesuitenorden unterbreiten und dieses Leitmotiv als Basis für eine Renaissance des Ordens empfehlen. Wie könnte dies aussehen? Leitbild des Jesuitenordens Gesellschaftliches Engagement für eine gerechte und solidarische Welt Vision Wir, der Jesuitenorden, sehen uns als Teil einer globalen Gemeinschaft, die sich für Gerechtigkeit, Solidarität und Nachhaltigkeit einsetzt. Unser Ziel ist es, die Schöpfung Gottes zu be12 SCHWERPUNKT

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