Jesuiten 2023-4 (Schweiz-Ausgabe)

tausend Menschen, die jahrelang in diesem belastenden Schwebezustand leben. Was der JRS-Schweiz tut Wir arbeiten mit Freiwilligen und Netzwerken solidarischer Gruppen. Die Begleitung von Menschen, die in einem permanent prekären Zustand leben, ist eine grosse Herausforderung. Am besten geht dies mit klar definierten Angeboten wie Deutschkursen oder gemeinsamen Mahlzeiten. Manche Geflüchtete sind jedoch psychisch so belastet, dass sie an solchen Anlässen nicht teilnehmen. Um sie nicht alleine zu lassen, legen wir den Schwerpunkt auf die aufsuchende Begleitung in den Nothilfelagern. Für Freiwillige sind diese Besuche belastend. Nicht nur, wenn sie mitansehen müssen, wie der Gesundheitszustand Nothilfebetroffener immer schlechter wird, sondern auch, wenn Menschen, die sich über Jahre um Integration bemüht haben, ausgeschafft werden. Weder Anwält*innen noch Netzwerke oder Unterstützungsgruppen können dann noch etwas bewirken. Das ist für alle eine lähmende Ohnmachtserfahrung. In solch dramatischen Situationen wächst das Bedürfnis nach Ressourcen, um der Ohnmacht gegenüber entsetzlichem Unrecht etwas entgegenhalten zu können. Als faith based organisation steht der JRS mit allem Respekt vor anderen Sinnentwürfen für eine Haltung, die an der Seite der Opfer bleibt. Konkret bedeutet das zum Beispiel den Versuch, mit den Ausgeschafften in Kontakt zu bleiben und bei aller Begrenztheit der Mittel und Möglichkeiten, Zeichen der Solidarität und Hoffnung zu setzen. P. Christoph Albrecht SJ ist seit 2009 verantwortlich für den JRS-Schweiz und seit 2016 Leiter der katholischen Seelsorge der fahrenden Jenischen und Sinti in der Schweiz. Fotos: © Christoph Albrecht Haarschneideaktion in der Notunterkunft Glattbrugg Notunterkunft Glattbrugg 35 AUS DER REGION

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==