Jesuiten 2024-1 (Deutschland-Ausgabe)

Sie gehört einfach dazu Bei Zisterzienserinnen ist Maria ein fester Bestandteil des Ordensnamens. Was bedeutet das für die Ordensfrauen? Schwester Mariae Laetitia Klut OCist berichtet über ihre Erfahrungen. „Und? Was für eine Mary sind Sie?“, fragte Schwester Mary Clarence, alias Deloris Van Cartier, alias Whoopi Goldberg im Film Sister Act ihre neue Mitschwester. Wie im fiktiven Konvent von Saint Catherine’s lohnt sich diese Frage auch in einem Zisterzienserinnenkloster. Einer alten Tradition folgend setzt sich unser Ordensname aus Maria und einem weiteren, individuellen Namen zusammen. Ich wusste also schon vor meiner Einkleidung: Ich werde Maria heißen wie die Mutter Jesu. Und wie weiter? „Was für eine Mary sind Sie?“ – Laetitia ist mein Name, lateinisch für „Freude“. In Absprache mit meiner damaligen Äbtissin habe ich mir ein zusätzliches „e“ gewünscht. Aus Maria wurde so der Genitiv: Mariae. Wörtlich übersetzt bedeutet mein Name Mariae Laetitia „die Freude Marias“. Dabei bilde ich mir nicht ein, der Gottesmutter eine besondere Freude zu bereiten. Mein Name bezieht sich auf Marias höchste und größte Freude: ihren Sohn. Jesus, der seine Mutter am Ende ihres Lebens voll und ganz in seine Gegenwart heimholt und ihr jede Sehnsucht erfüllt. Bildlich gesprochen: sie mit Leib und Seele in den Himmel aufnimmt. Deshalb feiere ich meinen Namenstag am 15. August. Das ist außerdem das Patronatsfest des Zisterzienserordens. „Passt!“, dachte ich. Und hoffe auf die Vollendung meiner Sehnsucht vor dem Angesicht Gottes. Obwohl ich als eine Art geistliche Hommage ihren Namen trage, verspüre ich nicht den Drang, die Gottesmutter nachzuahmen. Reinheit, Anmut, Selbstverleugnung, Keuschheit, Dienstbereitschaft, Schweigsamkeit, Duldsamkeit und was noch alles mit dem Namen Maria in Verbindung gebracht wird, mögen zwar mitunter hilfreiche Konzepte sein. Sie aber zum vorbildhaften Gesamtprogramm „katholischer Weiblichkeit“ zu erklären, dient eher der Zementierung stereotyper Rollenbilder als der individuellen spirituellen Entwicklung von (Ordens-)Frauen. Der Name ist also nicht immer Programm. Jesus Christus will ich nachfolgen. Er ist der Schlüssel zu meiner Gottesbeziehung. Auf dem Weg in der Nachfolge Christi können die genannten Tugenden wachsen – und noch viel mehr! Eine schwärmerische und überspannte Marienfrömmigkeit ist nicht mein Ding. Ich denke mir: Das würde sie auch nicht wollen. Sie stellt für uns ihren Sohn ins Zentrum und das sollten wir auch tun. Meine Beziehung zu Maria empfinde ich als selbstverständlich; trotzdem sehr innig und persönlich: So wie ich die Mutter meines besten Freundes sehr schätze und mag, so mag ich auch ganz natürlich die Mutter Jesu. Sie gehört einfach dazu. Sr. Mariae Laetitia Klut OCist ist seit zehn Jahren Nonne im Zisterzienserinnen-Kloster St. Marienstern in der sächsischen Oberlausitz. Bildnisse der „Gottesmutti“ grüßt sie im Stillen gern mit „Hallo Mamma!“. Bilder: Antonello da Messina: Maria der Verkündigung, um 1475; Portrait © Rafael Ledschbor 9

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