Jesuiten 2024-1 (Deutschland-Ausgabe)

In kleinen Schritten zu meinem großen „Ja“ Wie sage ich „Ja“ zu meiner Berufung im Leben? Woran erkenne ich, dass ich die richtige Wahl getroffen habe? Was geschieht nach meinem „Ja“? Margot Buysschaert, Postulantin der XavièresSchwestern, geht diesen Fragen aus der eigenen Erfahrung nach. Ohne zu zögern, sagte ich „Ja“, als ich gebeten wurde, einen Artikel über mein „Ja“ zu schreiben. Denn ein „Ja“ ist immer ein guter Anfang. Und dasselbe gilt für meine Berufung. Kein Blitzschlag – sondern eine Folge von kleinen Schritten. Wer wie ich gerne zweifelt, wird dadurch vielleicht beruhigt: Ein großes persönliches „Ja“ geschieht oft in vielen kleinen „Ja“-Momenten. Das erste große „Ja“ auf meinem Berufungsweg war die Entscheidung, Gott in die Mitte meines Lebens zu stellen und mein Vertrauen in ihn zu setzen. Im Reflektieren meiner Gefühle und meiner Identität half mir die Figur des Moses. Auf seinen Zweifel „Wer bin ich?“, dass er das Volk Israel befreien könnte, antwortet ihm Gott: „Ich bin mit dir“ (Ex 3,11–12). Das Vertrauen, dass Gott mit mir ist, wo immer ich hingehe, ermutigte mich, kleine und konkrete Fragen zu stellen: „Wie ziele ich in meinem Alltag auf Gott ab?“, „Was kann ich tun, um ihm heute zu helfen?“ (Etty Hillesum). Als erstes kleines „Ja“ meldete ich mich als Helferin bei einem Weihnachtsessen für die Ärmsten der Armen, das die Sant’Egidio-Gemeinschaft in einer großen Stadt in Belgien organisierte. Ein kleines, konkretes „Ja“. Große Verpflichtungen einzugehen, konnte ich mir nicht vorstellen, aber einen sinnvollen Weihnachtstag zu erleben, ja, das konnte ich tun. Diese Weihnacht 2019 hat mich so stark berührt, dass ich Sant’Egidio nie wieder verlassen habe. Ein anderer kleiner Schritt war ein spirituelles Wochenende mit ignatianischen Exerzitien, für das ich mich angemeldet hatte, um mein „Ja“ zu Gott zu vertiefen. Da es die ersten Exerzitien in meinem Leben waren, traute ich mich nicht, für drei Tage zu gehen, sondern meldete mich nur für zwei Tage an. Ich merkte, dass es besser ist, die Hälfte eines kleinen Schrittes zu machen, als gar nicht voranzukommen. Gott ist barmherzig mit uns. Wir gehen so gut wir können in unserem eigenen Tempo voran. Eine Freundin meinte: „Du zielst auf Gott und gehst voran“. So kam es, dass ich nach drei Jahren des Weges und vielen kleinen „Ja“-Momenten, mein großes „Ja“ zum Ordenseintritt gab. Margot Buysschaert ist Flämin, Psychologin und Geistliche Begleiterin. Sie lebt als Postulantin bei den Xavières-Schwestern in Paris. Inspiriert vom „Ja“ Mariens hat Gottes Ruf ihr Leben auf den Kopf gestellt. 19

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