Jesuiten 2010-1

März 2010/1 Jesuiten 9 Schwerpunkt Zwischen Erfolg und Exil Petrus Canisius – ein Apostel der katholischen Reform Die Kirche steckt in der Krise,quasi im Belagerungszustand – das ist nicht neu.Dass sie an Glaubwürdigkeit, Bedeutung, Mitgliedern und Einfluss verliert,auch nicht.Paradebeispiel für diese Zeit ist die Reformation in Deutschland.Theologische und kirchliche Reformatoren und in deren Schlepptau religiös und politisch motivierte Landesfürsten veränderten alles.Danach war die Kirche nicht mehr das,was sie vorher war. Unsere Kirche konnte sich befreien,sich selber reformieren, sie hat neue Wege entdeckt. Die Geschichtswissenschaft nennt das die Zeit der „katholischen Reform“,wir denken an Universitäten,an den Barock,an die Blüte der katholischen Wissenschaften, aber auch an ein Erstarken der Zentralkirche,an bessere Ausbildung,an die Erfindung des Priesterseminars und an viele andere Dinge,die erst seit dieser Zeit unsere Kirche prägen. Kollegien und ein Katechismus Eine markante Figur der damaligen Zeit war der Jesuit Petrus Canisius.Als unermüdlich schreibend, denkend und reisender Apostel durchquert er Deutschland und versucht,dem Druck,den die Reformation auf die Kirche ausübt,etwas entgegen zu setzen.In Messina auf Sizilien war er 1548 an der Gründung der ersten Jesuitenschule beteiligt.Dieses Modell importierte er dann für die katholische Kirche nach Deutschland.Als erster Provinzialoberer entfaltete er ein rastloses Wirken, seine Briefe, Stellungnahmen (gefragt und ungefragt),seine Bitten um personelle Verstärkung aus Rom sind Legion.Er hatte sich der Sache der katholischen Reform angenommen und sorgte dafür,dass sie umgesetzt wurde.Im Laufe seines Lebens gelangen ihm 18 Gründungen von Kollegien: Dillingen, Ingolstadt, Köln, Landsberg, Landshut, München, Prag, Speyer, Straßburg,Trier,Wien,Würzburg,um nur einige zu nennen. Dabei setzte er immer auf das Machbare,nie auf den schnellen Erfolg.Das,was wir modern „Nachhaltigkeit“ nennen,war auch ihm schon ein wesentliches Anliegen.Er setzte auf solide Finanzierung und gute bauliche Grundlagen. Mindestens so wichtig wie diese Gründungen war seine schriftstellerischeTätigkeit. Sein Katechismus,der erste katholische seiner Art,war Muster für viele weitere.Er äußerte sich zu Fragen der Zeit, zu Wirtschaft und Kultur, zu Ökumene und Glauben. Und er war ein gesuchter Ratgeber und Berater von Politikern,Kirchenfürsten,Theologen. Bei Reichstagen war er ebenso dabei wie beim Konzil von Trient. Bei den letzten Versuchen, die Reformation durch Gespräche mit den Reformatoren noch in der Kirche zu behalten,war er präsent.Eben ein Held seiner Zeit. Mit den von Canisius in Deutschland eingeführten katholischen Kollegien – Schulen und Universitäten – schuf die Kirche aber gleichzeitig auch ein Instrument für die konfessionellen Auseinandersetzungen, für den Wettbewerb mit den Protestanten,für die Konfrontation.Eine ganze Generation von Fürsten und Bischöfen,die in der katholischen Reformbewegung eine Rolle spielen sollte,wurde durch die Kollegien geprägt und erzogen.Zum ZeitSchwerpunkt

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