Jesuiten 2010-1

März 2010/1 Jesuiten 17 Schwerpunkt Gesandt zu allen Menschen Gemeinschaft in der Kirche erlebte ich auf meinem Lebensweg immer als Geschenk. Zunächst kann ich das für meine Heimatgemeinde im Schatten des Kölner Domes sagen, später für meine Zeit als Leiterin einer Basisgemeinde in Peru.Dabei erlebte ich Kirche als „das pilgernde Volk Gottes“ wie sie das II. Vatikanische Konzil nennt.Im Mitgehen ist meine Liebe zur katholischen Kirche gewachsen.Sie ist für mich zur Heimat geworden. Nun lebe ich seit 18 Jahren in einem Stadtteil in Ost-Berlin.Mehr als 90% der Menschen mit denen ich auf dem Weg bin, sind „religiös indifferent“.Sie stellen weder die Frage nach Gott noch nach der Kirche.Sie sind verwundert,wenn sie hören,dass es diese Organisation immer noch gibt und erinnern sich vorwiegend an die dunklen Kapitel der Kirchengeschichte.Als Mitglied einer missionarischen Ordensgemeinschaft – der Missionsärztlichen Schwestern – stelle ich mich zusammen mit meinen Mitschwestern dieser Herausforderung,indem wir uns fragen,wie wir die heilende Liebe unseres Gottes den Menschen hier vor Ort verkünden können. Einige Orte und Früchte dieses Ringens lassen sich nennen: • Unsere Lebensberatungsstelle in einem der Plattenbauten ist zu einem Anlaufpunkt geworden, wo vor allem Frauen Antwort suchen auf die Frage nach dem Sinn ihres Lebens.Durch unser Dasein inmitten einer Gesellschaft,die durch einen tief greifenden Wandel gezeichnet ist,gehen wir unsere kleinen,konkreten Schritte an der Seite der Menschen,auch wenn sie oft mühsam sind. • Sehr wichtige Begegnungen habe ich bei den Einsätzen der Notfallseelsorge gemacht.Es waren immer Menschen,die keinen Bezug zur Religion haben,aber in einer großen Erfahrung von Leid zum Strohhalm „Notfallseelsorge“ greifen.Auch wenn ich als Christin keine Antwort auf die Fragen nach dem „Warum“ geben kann,so ist das Dasein an der Seite der Menschen in Not ein wichtiges Zeugnis. •Ein weiteres wichtiges Zeugnis ist unser Leben als kleine offene,geistliche Gemeinschaft inmitten dieser Realität.Offene Gebetszeiten sind für einige Menschen zu einer wichtigen Lebensquelle geworden. Es sind die kleinen Schritte der Solidarität,des Verstehenwollens, der Versöhnungsbereitschaft und einer ausharrenden Treue und Gelassenheit,die in den vergangenen Jahren mein Kirchenbild veränderten.Die reale Lebenswelt der Menschen in unserem Stadtteil ist „unendlich“ weit entfernt von dem Leben der Kirchengemeinden.So erlebe ich mich oft am Rand unserer Kirche.Von diesem Blickwinkel her muss ich sagen:Moralische Appelle, Gebote und Verbote spielen in der Kirche in den letzten Jahren eine zu große Rolle.Aber wer hört noch darauf? Institutionelle Grenzen überschreiten Die Geschichte der Kirche ist voll von Menschen,die sich leidenschaftlich und kreativ in die Unheilssituation ihrer Zeit und Gesellschaft einmischten.Warum spüren wir heute so wenig davon? Die Menschen brauchen das Leuchten der Christen.Das Konzilsdekret über die Missi-

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