Jesuiten 2010-1

2 Jesuiten Schwerpunkt:Kirche wohin? Schwerpunkt Freiheit macht unabhängig Finanzkrise der Bistümer als Zeichen der Zeit für die Orden Im Jahr 2000 musste das Erzbistum Berlin eingestehen,unmittelbar vor dem Bankrott zu stehen.Sinkende Kirchensteuereinnahmen,ausbleibende Zuschüsse und vieles Andere machten harte Einschnitte notwendig. Andere Bistümer in Deutschland folgten bald.Mit Hilfe von auswärtigen Beraterfirmen wurden harte Entscheidungen beraten und beschlossen:Kündigungen,Verkauf von Immobilien,Kürzungen von Zuschüssen, Schließung von Jugend- und Exerzitienhäusern.Prioritäten mussten gesetzt werden,die man bisher vermeiden konnte,da das Finanzbett gut gepolstert war oder doch zumindest gut gepolstert schien. Beim Geld geht es nie nur um Geld.Diese bittere Lektion mussten alle Beteiligten und Betroffenen in den letzten Jahren lernen.Alle Entscheidungen haben immer auch inhaltliche, für die Seelsorge wichtige Aspekte. Diese lassen sich nie nur mit der Finanznot und Sparzwängen allein begründen.Dafür werden die inhaltlichen Prioritäten immer jenseits aller konzeptionellen Rhetorik in den faktisch getroffenen Entscheidungen sichtbar.Das ist es,was diesen Prozess so spannungsreich macht.Immer mehr Gläubigen dämmert angesichts der rasanten Rückzugsprozesse die Frage „Wohin steuerst Du,Kirche?“ als eine wirklich ernste Frage auf. Für die Orden blieb und bleibt die Finanzkrise der Bistümer nicht ohne überraschende Folgen.Wir Jesuiten erlebten,dass uns die Arbeitsverträge zwischen jeweiligem Bistum und Orden kurzfristig gekündigt wurden. Auch die Zuschüsse für unsere Werke flossen sparsamer oder gar nicht mehr.Es machte auch nicht viel Sinn, in denVerteilungskampf um Zuschüsse einzusteigen angesichts der Tatsache,dass kirchliche Angestellte ihren Arbeitsplatz verloren und sich nun in Hartz IV vorfanden.Sie waren ja viel härter getroffen als wir.Schlimmer war,dass wir selbst in unseren Institutionen Kündigungen aussprechen und kürzen mussten,wo uns die finanzielle Basis für die Auszahlung des Lohnes entzogen war.In einigen Fällen musstenWerke aufgeben werden,in anderen Fällen Strukturen umgebaut und neue Finanzierungsquellen erschlossen werden. Im Rückblick lässt sich sagen:Die Finanzkrise war ein Zeichen der Zeit,das uns unausweichlich nötigte und bis heute nötigt,umzudenken,und zwar nicht nur an der Oberfläche,sondern grundsätzlich.Dieser Prozess der meta-noia (vgl.Mk 1,14) ist noch nicht abgeschlossen,aber es zeigen sich erste Richtungen,in die es gehen könnte. Ein neuer Blick auf das Gelübde der Armut Das weiche Bett derVerträge mit den Diözesen ermöglichte es vielen von uns in den letzten Jahrzehnten,die Frage nach dem Geld den kirchlichen Zentralen beziehungsweise der Ordenszentrale zu überlassen.Verantwortung für das Geld reduzierte sich für den einzelnen Ordensangehörigen meist auf Fragen der Genügsamkeit im persönlichen Lebens-

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