Jesuiten 2010-1

März 2010/1 Jesuiten 3 stil.Diese trotz genügsamen Lebensstils luxuriöse Zeit ist vorbei.Dafür kommt in den Blick,dass Geld schon im Evangelium ein großes Thema war und ist, auch in Hinblick auf die Verantwortung für Finanzierung der eigenen Aktivitäten.Jesus war ein Spendensammler.Er lebte in seinenWanderjahren von dem Geld anderer Leute,zum Beispiel von dem Geld begüterter Frauen (Lk 8,3) oder eines Josef von Arimathäa,der sich diskret im Hintergrund hielt (Mt 27,57).Paulus war ebenfalls ein großer Spendensammler.Zwar arbeitete er auch mit seinen eigenen Händen, um Geld zu verdienen (1 Kor 9,12),aber in den Gemeinden bettelte er ständig um Geld für die Armen in Jerusalem (Gal 2,10 u.a.). Ignatius lebte in seinen Pilgerjahren von den Zuwendungen anderer,vor allem von vermögenden Frauen.Während seiner Studienzeit in Paris ging er regelmäßig auf Reisen, um Spenden für seinen Unterhalt zu sammeln.Als Generaloberer befasste er sich ständig mit Finanzierungsfragen.6000 von seinen 7000 erhaltenen Briefen befassen sich auch mit dem Thema Geld. Armut bedeutet:Angewiesen sein auf Spenden.Viele von uns waren von Diözesen angestellt.Somit war auch für uns Ordensleute dieser Aspekt unserer Gelübde eher in die Ferne gerückt.Die Finanzkrise als „Zeichen der Zeit“ hat hier etwas aufgebrochen:Wir sind Bettler und sollen es auch sein. Ein neuer Blick auf unser Priesterbild Für Ignatius war klar,dass Jesuiten keine Pfarrer sein sollten.Das bedeutet nicht,dass die Orden nicht auch gelegentlich Pfarreien übernehmen können und sollen,um von dort aus pastoral und missionarisch tätig zu werden.Dies ist über Jahrhunderte hinweg mit viel Frucht und Segen für die Kirche geschehen.Aber Ordensleute sind keine „Pfarrer“ – ihr Charisma besteht nicht darin,im Dienst der diözesanen Strukturen quasi als „Leihfirma“ pastorales Personal zur Verfügung zu stellen,wenn der diözesane Klerus es nicht mehr schafft.Doch je mehr die finanzielle Basis des Ordens auf denVerträgen mit den Diözesen ruhte,umso mehr prägt dann auch hier das Sein das Bewusstsein:Orden stehen in der Gefahr,sich selbst mehr und mehr als Leihfirma für Diözesen zu verstehen.Der akute Priestermangel verstärkt auch innen die Tendenz, sich den Gemeinden insbesondere für die regelmäßige Feier der Eucharistie zurVerfügung zu stellen. Dies hat – oft mehr unausgesprochene als ausgesprochene – Konsequenzen für das Priesterbild im Orden.Es wird immer mehr im Bezug zur Gemeinde verstanden.Dies entspricht im Grundsatz auch der Entwicklung der Gemeinde-Theologie nach dem zweitenVatikanischen Konzil, führt aber kirchen- und ordensintern zu Fragen wie: Könnt ihr es angesichts des Priestermangels verantworten,als Priester in Fabriken zu arbeiten,Lehrer weltlicher Fächer zu sein,Sozialakademien zu führen und full-time-Lobbyisten für Flüchtlinge zu sein? Das können doch auch Laien machen! Doch diese Sicht auf das Priestertum entspricht keineswegs der Tradition der Orden, gerade auch der missionarischen Orden. Ignatius feierte die Eucharistie in der Regel wie die meisten seiner Mitbrüder allein. Heute entspricht dem die gemeinsame Messfeier der Ordenskommunitäten.Für die pastorale Praxis hatte das Priestertum bei den ersten Jesuiten vor allem eine Bedeutung wegen der Beichte und wegen der Predigt.Die Jesuitenkirchen in den großen Städten waren keine Mess-Kirchen,sondern Beicht- und

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