Jesuiten 2010-3

September 2010/3 Jesuiten 9 Schwerpunkt Das Gesicht der Reform – Pater Arrupe Im Gespräch mit Jack Dullea SJ, ehemaliger Mitarbeiter in der Generalskurie in Rom und Zeitzeuge des Generaloberen Pedro Arrupe SJ Hat auch aus amerikanischer Sicht der große kulturelle Wandel für Kirche und Orden in den sechziger Jahren stattgefunden? Ja,sicher,das 2.Vaticanum tagte noch,als die 31.Generalkongregation 1965 Pedro Arrupe zum Generaloberen wählte.Für die Gesellschaft Jesu war dies,im Blick auf das Ordensrecht, die Wasserscheide.Wenn heute Provinzkongregationen abgehalten werden,werden die Delegierten von den Mitbrüdern der Provinz gewählt.Damals gingen zur Provinzkongregation die ältesten Mitbrüder,nach dem Motto,„pack Deinen Opa aus!“ Die andere große Entscheidung war die Abschaffung der sozialen Unterschiede in der Gesellschaft Jesu: Die Jesuiten in der Ausbildung,die Brüder und die Patres sollten nicht mehr an unterschiedlichen Tischen essen, getrennte Erholungsräume haben und so weiter.Da wehte plötzlich ein ganz neuer Wind, und Pedro Arrupe war genau im Mittelpunkt des Geschehens.Man muss allerdings sagen,Pater General hat Einfluss,aber die Kongregation ist sein Boss. Die 32.Generalkongregation,da begann die ganze Bewegung hin zur Betonung unserer Option für die Armen.Viele unserer Leute hatten allerdings Probleme damit,denn es gab natürlich auch schon bis dahin einzelne Mitbrüder,die hervorragende Arbeit im sozialen Apostolat leisteten.Aber die Idee der 32. Generalkongregation war ja,das betonte Arrupe immer,dass die Sorge um die Armen eben eine Sache aller und nicht die von einigen Spezialisten sein soll. Was war der Motor der Veränderungen? Für die Gesellschaft Jesu war das die Rückkehr zu den Quellen,zu unseren Gründungsdokumenten,zu den Briefen von Ignatius,der Biografie ...Das ging in den Fünfzigern los. Vor allem Hugo Rahner hat an diesen Quellen gearbeitet.Das Konzil rief zur Erneuerung des Ordenslebens durch die Rückkehr zum Charisma der Gründung auf.In meiner Ausbildung sahen wir niemals den Originaltext der Konstitutionen.Der war in Englisch gar nicht verfügbar.Ich erinnere mich noch an die Reaktion eines alten Mitbruders,der sagte:„Warum müssen wir ins 16.Jahrhundert zurück gehen.Ich habe alles vom Geist der Gesellschaft von meinem Novizenmeister bekommen.“ Die Idee,das Verständnis unserer Mission bei Ignatius zu studieren,das waren Dinge,die darauf warteten,entdeckt zu werden.Das war genau das, was in der ganzen Kirche in der Theologie geschah: Es ging darum, die authentische Tradition mehr in Verbindung mit den Anfängen zu sehen. In den späten Sechzigern kam dann die Idee der Einzelexerzitien auf.Wir hatten zeitweise bis zu 60 Novizen in einem Jahrgang.Wie sollte da der Novizenmeister jeden einzeln sehen. Also hielt er viermal am Tag Vorträge zum Inhalt der Übungen.Wir versuchten zuzuhören,mitzuschreiben und darüber zu beten.Jedenfalls wurden in den späten sech-

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