Jesuiten 2010-3

12 Jesuiten Schwerpunkt: 68 – Jahre des Umbruchs Schlagwort.Jesuiten in der Ausbildung experimentierten mit dem „dritten Weg“. Und daraus resultierte jede Art von Ärger. Das dürfte für die Oberen eine harte Zeit gewesen sein! Na klar! Es gab in den Sechzigern in vielen Kommunitäten eine tiefe Spaltung.Es war manchmal schwierig,noch miteinander zu reden.Eine große Zahl von Leuten,von denen wir bedauerten,dass sie gingen,verließen den Orden,weil sie keine Hoffnung sahen,dass sich wirklich etwas verändern würde. Das war die Situation, mit der sich Pater Arrupe auseinandersetzen musste.War er so etwas wie das Gesicht des Umbruchs? Ja,das trifft es ziemlich gut:Die Leute,die sich über die Entwicklung freuten würden ihn als solches anerkennen.Umgekehrt waren einige schrecklich scharf in der Kritik an Pater Arrupe:„Es brauchte einen Basken,um die Gesellschaft Jesu zu gründen und einen anderen,um sie zu zerstören.“ Gibt es Erlebnisse,die Arrupe wohl geprägt haben? Er war Novizenmeister in Hiroshima,als die Bombe fiel.Und nach dem Atombombenabwurf kam er mit den Novizen,um den Überlebenden zu helfen.Er hatte eine gewisse Grundausbildung in Medizin aus der Zeit vor seinem Eintritt,vermutlich sehr rudimentäre Grundkenntnisse.Aber die versuchte er damals einzusetzen,um zu helfen,so gut er eben konnte. Wie war Pater Arrupe? Er war sehr schlicht,sehr freundlich und unglaublich aufgeschlossen Besuchern gegenüber. Er hatte einen guten Humor! Ich erinnere mich an das Geräusch seiner Hausschuhe, wenn er wieder persönlich etwas zum Raum der Sekretäre brachte,slap slap slap.Er war sehr vorsichtig,um niemanden zu beleidigen und nicht scharf zu werden.Das war eine Seite.Aber wir wussten natürlich auch,wie viel Druck auf ihm lastete.Manches fanden wir erst später heraus,z.B.die wachsende Kälte in der Beziehung von Johannes Paul II.zu Arrupe.Er litt wohl sehr unter der Situation.Monate lang versuchte er eine Audienz beim Papst zu bekommen.Und die Antwort war entweder Schweigen oder ein „Nein“. Woher kam die ablehnende Haltung? Ich bin kein Historiker – aber mir scheint,der gute alte Neid spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.Sowohl Pius XI.als auch Pius XII.waren den Jesuiten sehr gewogen. Beide verließen sich eher auf Jesuiten als Mitarbeiter,als die Ressourcen der vatikanischen Büros zu nutzen.So hatten viele einfach genug von den Jesuiten,als Pius XII.starb. Und wenn Du dann noch den starken Einfluss der Jesuiten auf das Vatikanische Konzil bedenkst, über den viele im Vatikan nicht glücklich waren … Man kann sagen,die Jesuiten waren zu wichtig geworden und zu mächtig.Und dann wurde von manchen eben jede kleine Dummheit und jedes Skandälchen,das von den Jesuiten kam,ausgeschlachtet.In den vorbereitenden Diskussionen für die beiden Konklave im Jahre 1978 begegnete Wojtyla,der den Jesuiten nicht besonders nahe stand,jedenfalls diesem Misstrauen und der Missgunst gegenüber den Jesuiten.Und so hatte er am Beginn seines Pontifikats einfach Vorbehalte gegenüber diesen „verdächtigen“ Jesuiten. Eine der ersten Amtshandlungen gegenüber uns war dann die Bitte von Pater Arrupe um den Erhalt der Grußadresse von Johannes Paul I.an die Prokuratorenkongregation, die wegen des Todes von Johannes Paul I.nie gehalten worden war.Diese Rede

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