Jesuiten 2010-3

22 Jesuiten Geistlicher Impuls Geistlicher Impuls Wir sollen Ehre nicht mehr begehren als Unehre Liebe Leserinnen und Leser,viele von Ihnen erleben derzeit sicher,wie Sie einfach aufgrund Ihrer „Zugehörigkeit“ zur Kirche oder wegen ihrer Freundschaft zum Orden mit den aufgedeckten Missbrauchsfällen und dem Schweigen der Verantwortlichen konfrontiert werden. Das ist gerade für „Unbeteiligte“ zunächst eine Zumutung.Paulus nennt die Gemeinschaft der Christen den „Leib“.Was aber im Leib der Gemeinde einem angetan wird,wird allen angetan.Wie konnte die Fürsorgepflicht für die Schwächsten derart systematisch in gewaltsames Verdrängen entarten, das die Täter ungestraft ließ? Fragen wie diese gehen uns alle an,uns Ordensmitglieder alt und jung sowieso,aber auch alle Mitglieder des Gottesvolkes. Gemeinsam Verantwortung übernehmen,vielleicht liegt hier schon der erste Schritt zu einer Veränderung der Kirche. Aber,sich nicht zu distanzieren,kostet Kraft und Mut.Woher nehmen wir diese Kraft? Die Begegnung mit Erzbischof John R.Quinn war ein tröstlicher Moment in den letzten Monaten.Wir veröffentlichen Auszüge eines Vortrags,den er Priestern in den USA gehalten hat. Gegeben durch die Vortragssituation ist vom Engagement von Priestern die Rede.Aber so,wie ich ihn kennen gelernt habe,sind Sie alle,die sich aufgrund ihres Glaubens engagieren,angesprochen. Tobias Zimmermann SJ Wir wissen,dass wir nun zu einem gefährlich-kritischen Punkt im Leben der Kirche und in unserem Leben gekommen sind.Die verheerende Lawine der sexuellen Missbrauchs-Skandale ist eine tief aufwühlende Erfahrung für jeden Priester.Sie berührt nicht nur die Täter und die, die so schwer von ihnen verletzt worden sind.Sondern es verschlingt selbst das Papsttum und lässt die Führung und die Glaubwürdigkeit der Bischöfe erodieren.Es drängt uns,die Frage von Karl Rahner zu stellen:Warum sollte ein moderner Mensch heute noch Priester werden oder – bleiben wollen? Als Antwort sind für ihn nicht die großen Werke der Kirche im Dienst an Gerechtigkeit und Frieden,nicht die großen Universitäten, nicht die großen Bewegungen und die Programme ausschlaggebend.„Ich sehe vielmehr immer noch rund um mich herum in vielen von meinen Mitbrüdern eine Bereitschaft für den selbstlosen Dienst leben,in aller Stille, eine Bereitschaft zum Gebet,der Hingabe an die Unbegreiflichkeit Gottes,für die ruhige Bereitschaft zum Tod, wie immer er kommt, und sich still der Nachfolge des gekreuzigten Christus zu widmen.“ Der wahre katholische Geist muss auch die Richtung auf einem verdunkelten Pfad zu finden suchen, indem er sich dem Wort Gottes zuwendet.Und für mich ist die machtvollste Antwort darauf, wie wir in harten Prüfungen aushalten können,in den letzten Gesprächen unseres Herrn im Johannesevangelium zu finden,in den Kapiteln 14 – 17. Diese Worte sind zu einer Kirche in Schwierigkeiten gesprochen und zu aufgelösten und verwirrten Jüngern.Sie

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