Jesuiten 2010-4

Dezember 2010/4 Jesuiten 13 Schwerpunkt Wie die Läufer im Stadion „Der Herr hat kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes.“ Den Psalmvers zitierten mir einige,als ich letztes Jahr beim Frankfurter Stadt-Marathon teilnahm.Und auch Paulus führten sie an,wenn der Apostel die Christen mit Läufern im Stadion vergleicht.Das Psalmwort,das sich auf den Krieger bezieht,der durch körperliche Stärke unbesiegbar werden will,trifft zu,wo der Sport zum Körperkult wird.Aber Sport kann auch helfen,spirituell weiter zu kommen.Zwar gebraucht Paulus das Bild vom Laufen im Stadion nur alsVergleich, doch er kennt auch die leiblichen Strapazen, die ihm der Lauf für das Evangelium bereitet. Darum aber geht es,dass Körperliches und Spirituelles zusammenkommen.Neben vielen positiven Effekten (Aufenthalt in der Natur, Stressabbau, Fitness) ist beim Training die Erfahrung bedeutend, dass durch Treue zur Sache Ausdauer und Kraft wachsen und durch die Konzentration auf das Ziel aktuelle Frustrationen und Strapazen zweitrangig werden. Entscheidend ist die Erfahrung am eigenen Leib.Sie ist davon bestimmt,dass ich es nicht selbst in der Hand habe,was geht und was nicht.Der Körper gibt den Rhythmus vor und zeigt meine Grenzen an – notfalls schmerzlich. Es braucht einen Dialog zwischen Körper und Willen.Ich muss wahrnehmen,wann ich den Muskeln noch einen weiteren Impuls zumuten kann,um die Kondition auszubauen oder eine Regenerationsphase angesagt ist. Umgekehrt braucht es,wenn ich keine Lust habe,Disziplin,um wenigstens die vertraute Runde zu machen.Wenn sich der Kopf gegen die Trägheit des Körpers durchsetzt, dann habe ich immer wieder erlebt,dass das Gefühl der Erschöpfung plötzlich weggeht und sich neue Kraftreserven auftun. Das spirituelle Moment liegt weniger in der Euphorie des Ziels als in der Erkenntnis,dass durch ein gutes Zusammenspiel von Körper und Geist mehr möglich ist,als ich mir ursprünglich vorstellen konnte.In diesem Mehr begegnet mir Gott.Denn in der leiblichen Wahrnehmung von Stärke und Schwäche, erkenne ich mich als Teil der Schöpfung,die auf die Leben spendende Kraft des Schöpfers angewiesen ist.Am eigenen Leib mit jedem Herzschlag zu spüren,dass ich geschaffen bin,stellt dann auch die notwendige Korrektur dar zu überzogener Leistungsorientierung.Es kommt darauf an,ob ich trotz aller eigenen Anstrengung und Disziplin letztlich immer noch meinen Schöpfer loben kann. ■ Markus Luber SJ Konzentration auf das Ziel © Mikael Damkier

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==