Jesuiten 2010-4

Dezember 2010/4 Jesuiten 15 durch eine meterhohe Mauer.Mit meinem palästinensischen Kollegen Bashir habe ich einmal sarkastisch herumgefrozzelt und gesagt:„Eigentlich fehlt (dem Gefängnis) nur noch das Dach!“ Als ich nach Palästina ging, hatte ich keine Ahnung, dass ich mit dem palästinensischenVolk in einem riesigen Käfig leben würde.Aber so war es,auch wenn ich den „richtigen“ Pass hatte,um ab und zu durch den Checkpoint nach draußen zu entschwinden.Ich habe mit den mir lieb gewordenen Menschen an der eingeschränkten Bewegungsfreiheit und der depressiven Stimmung gelitten.Soweit es ging,bin ich häufig mit dem Fahrrad über den Checkpoint gefahren.Das war für mich ein Stück Freiheit. Die israelischen Soldaten haben mich meistens gut behandelt.Einmal bot mir eine junge Soldatin von ihrer Cola an.Einmal,als es sehr heiß war,sagte mir ein junger Soldat,ich solle unbedingt genügend trinken (während mich sein Kompagnon ausfragte,was ich in Israel wolle). Da denke ich an Jesu Worte: „Ich war durstig,und ihr habt mir zu trinken gegeben“ (Mt 25,35). Kleine Werke der Barmherzigkeit und auch manche größere gibt es in Israel und in Palästina viele.Sie lindern die Not im Heiligen Land,können aber nicht das eine große Werk der Barmherzigkeit ersetzen, das vor allem nötig wäre:das der Befreiung der Palästinenser und eines gerechten Friedens mit Israel. ■ Igna Kramp CJ Arzt mit kleinen Patienten im Caritas Baby Hospital in Bethlehem © KNA-Bild

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