Jesuiten 2010-4

16 Jesuiten Schwerpunkt: Heiliger Alltag Schwerpunkt Segnen im Alltag: all-täglich? Für mich ist Segnen Alltagserfahrung. Mir passiert es öfters,wenn ich unterwegs bin und einem offensichtlich kranken,behinderten oder armen Menschen über den Weg laufe, dass ich dann unwillkürlich leise in Sprachen für ihn bete – eine Form von Fürbitte und stillem Segen.Das tue ich auch,wenn mir ein Mensch eine Not anvertraut hat,und ich mit seiner Erlaubnis für ihn bete und ihn segne. Das Sprachengebet – eine seit Pfingsten in der Kirche weit verbreitete Gabe des Geistes – ist eine schlichteWeise, den Heiligen Geist in uns beten zu lassen.Manchmal schenkt Gott dadurch ein Wort oder eine Empfindung, etwas,das den anderen aufbaut.Ich selbst lasse mich oft von anderen Laien segnen – zum Beispiel in der Gebetsgruppe.Bei meinem Abschied aus Frankfurt segnete mich ein evangelischer Christ für meine neue Aufgabe in München. Ich bin ein katholischer Laie, kein Theologe und möchte entsprechend holzschnittartig darlegen,was mir als biblischer Hintergrund und für die eigene Seelsorge wichtig ist. Im Alten Testament segnet Gott Menschen (z.B.Abraham und Isaak).Menschen segnen Menschen (z.B.Isaak den Jakob),wobei manchmal auch der Geist Gottes wirkt.Beispiel Saul:Kurz nachdem der Prophet Samuel ihn zum König gesalbt hat,bekommt er von Gott ein verwandeltes Herz und gerät in prophetischeVerzückung. Der neue Bund in Jesus Christus steigert das noch:Jeder Christ trägt den Heiligen Geist in sich,er ist durch die Taufe König,Priester und Prophet und vermittelt beim Segnen etwas von der Kraft Gottes,vom Heiligen Geist.Das ist etwas anderes als die spezifische Gabe des Geistes bei der Firmung. Der Name,bei dem ein Mensch gerufen wird, kann Berufung und Lebensprogramm sein.Er kann Segen sein oder die Abwesenheit von Segen bis hin zu Fluch ausdrücken.Beispiel Jakob:Der jüngere Zwilling hält bei der Geburt den älteren an der Ferse fest.Er bekommt den unrühmlichen Namen „Jakob“, das bedeutet Fersenhalter,Betrüger.Später ertrickst er sich das Erstgeburtsrecht und den väterlichen Erstgeborenensegen.An einer Furt des Jabbok wird er von Gott selbst nachts initiiert:Ein Mann ringt bis zum Morgenrot mit ihm.Dann gibt er ihm einen neuen Namen:„Nicht mehr Jakob soll dein Name heißen,sondern Israel (d.h.Kämpfer Gottes), denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt“ (Gen 32,29). Anschließend segnet er ihn.Alte Identität: Betrüger.Neue Identität:Kämpfer Gottes! Ähnliches wiederholt sich bei Jakobs Sohn Benjamin:Die Mutter Rahel gibt ihm – sterbend nach schwerer Geburt – den Namen Ben-Oni (Sohn meiner Totenklage), derVater wandelt den Namen in Ben-Jamin (Sohn des Glücks). Der Segen der Väter ist für Kinder wichtig. Väter haben die Aufgabe, ihre Kinder ins Leben zu begleiten,ihnen den Rücken zu stärken,sie zu bestätigen.Für Jungen ist diese Stärkung besonders wichtig,sie brauchen die Vermittlung und Bestätigung von Männlichkeit durch den Vater. Hört ein Heranwachsender aus dem Mund seines Vaters hin-

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