Jesuiten 2010-4

20 Jesuiten Schwerpunkt: Heiliger Alltag Schwerpunkt Im Vertrauen ankommen Ich stehe am Flughafenausgang in Kathmandu und weit und breit kein Bus,kein Auto,kein Taxi,kein Fahrrad.Und vor allem kein Pater Lawrence,Superior der Jesuiten in Nepal,der mich eigentlich abholen sollte.„Die Maos haben alles lahm gelegt.Geht wohl noch die ganzeWoche“,erklärt man mir.Ich war gerade dabei Plan B auszuarbeiten,als plötzlich ein Pick-Up mit bewaffneten Polizisten vor mir hält.Der Hauptmann fragt:„Fr.Klaus?“ Auf mein schüchternes Nicken hin werde ich ins Auto bugsiert und durch Straßen Kathmandus voller Demonstranten und Straßensperren zur Kommunität der Jesuiten gefahren. Jedes Jahr bin ich zehn bis zwölfWochen in den Entwicklungsländern unterwegs,die wir von der Jesuitenmission aus unterstützen.Nicht immer werde ich auf solch aufregende Weise vom Flughafen abgeholt,aber mit Überraschungen ist immer und überall zu rechnen. Unterwegs bin ich von vielen Menschen abhängig und kontrolliere viel weniger als zu Hause.Ohne Begleitung kann ich in Phnom Penh keinen Busfahrplan lesen,und im Restaurant in Kigali bin ich beim Bestellen auf fachmännische Beratung angewiesen.Allein möchte ich in Agua Blanca (dem größten Slum im kolumbianischen Cali) nicht unterwegs sein, und die Erklärungen über die von allen Fahrern anerkannten Regeln beim Überholen auf indischen Landstrassen beruhigen meine Nerven. Besonders auf Reisen wird mir deutlich,dass ich auf andere Menschen angewiesen bin:Jesuiten, Flugkapitäne,Taxifahrer, Passanten. Ohne Vertrauen wären solche Reisen eine Tortur voller Ängste,und ohne Gelassenheit ein nervöses Auf undAb.Vertrauen und Gelassenheit,das bedeutet für mich „unterwegs mit Gott zu sein“. ■ Klaus Väthröder SJ Pick-up mit Polizisten am Flughafen von Kathmandu Foto: Väthröder

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==