Jesuiten 2011-1

30 Jesuiten Vorgestellt Vorgestellt Exerzitien auf der Straße Leben mit Straßenkontakt Im 2.Weltkrieg arbeiteten Priester undTheologiestudenten aus Frankreich in Deutschland und Österreich unerkannt in der Industrie,um ihren verschleppten Landsleuten in der bedrohlichen Fremde nahe zu sein.Manche von ihnen fanden sich im KZ Dachau wieder,wenn sie den Verantwortlichen als Seelsorger auffielen.Auch nach dem Krieg zurück in der Heimat wurden sie misstrauisch beobachtet,wenn sie zusammen mit ihren Kolleginnen für ihre Würde am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft eintraten.Einige Arbeitgeber und konservative Kirchenkreise bewirkten Anfang der 50er Jahre beim Papst dasVerbot der Arbeiterpriester, die es nun schon in mehreren Ländern Europas gab.Zehn Jahre später unterstützte das Konzil wiederum ausdrücklich dieses christliche Engagement,das unterdessen in anderen Kirchen Nachahmung gefunden hatte. Dem solidarischen Weg Jesu konnte nun von vielen katholischen Priestern in oft entfremdender manueller Arbeit, in Gewerkschaften und in Arbeitervierteln lebendig nachgespürt werden.Sie entdeckten mitten in Notlagen zusammen mit Menschen,die ihnen vorher fremd waren, den alltäglichen Weg der Menschwerdung Gottes. 1978 schlossen sich einige Jesuiten nach einer Lehrzeit in Frankreich diesem auch im Orden unterstütztenWeg der Solidarität an. Sie fanden Arbeit in der Elektroindustrie Berlins und eine Wohnung im damals von Abriss bedrohten Teil Kreuzbergs. Hier ermöglichten ihre Erfahrungen,im Jahr 2000 mit Geistlichen Übungen auf der Straße zu beginnen.Diese Jesuiten lebten wie die Kleinen Brüder und Kleinen Schwestern,die Arbeiterpriester und andere – also in Deutschland die Arbeitergeschwister – am Arbeitsplatz und im Stadtteil mit dem Wunsch, auf die Freundschaft von Jesus heute zu antworten.Worauf will mich der auferstandene Christus neugierig machen und mir mitten in der Stadt begegnen? Mit dieser Frage gehen die Übenden in ihren Exerzitien auf die Straße. Die Gegenwart der Liebe Gottes Eine Hilfe bei der spirituellen Suche ist die Geschichte von Mose,wie sie in der Bibel (Ex 3,114 undApg 7,20-35) berichtet wird.Dieser Hirte ließ sich ganz unprofessionell über die Steppe, wo die ihm anvertrautenTiere Futter undWasser fanden, in die Wüste locken. Dort sah er einen brennenden,aber nicht verbrennenden Dornbusch.Überraschend bemerkt er in ihm die Gegenwart der unbegrenzt brennenden Liebe Gottes.Sie will uns mit ihrer solidarischen Kraft von Unterdrückung und Angst befreien. Die Übenden lassen sich von der Anwesenheit Gottes in ihnen führen und finden in überraschenden Begegnungen mit der Natur,mit der Geschichte,mit einzelnen Menschen auf der Straße ihre heiligen Orte des Begreifens,der Achtung undVeränderung.Wie Mose ziehen sie aus Ehrfurcht ihre schützenden Schuhe des Herzens aus,stehen auf nackten Sohlen gewaltlos in der Realität dieses Ortes und hören hier oder entdecken erst abends beim Erzählen in der Exerzitiengruppe,was ihnen der Leben Spendende sagen will.Auch Jesus fordert die Jünger vor ihrer Aussendung auf,ihre Schuhe

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