Jesuiten 2011-2

Juni 2011/2 Jesuiten 19 Nehme ich die Situation vertrauensvoll an, so schließt dies die Anerkennung eines Bejahtseins meiner selbst ein, das früher und grundlegender ist als meine direkte Selbstbejahung – das heißt doch wohl die Anerkenntnis der Liebe Gottes zu mir, wenn ich das auch nicht unbedingt reflektieren kann. Wie aber dann reden von der Liebe Gottes? Liebe, das ist ein ganz großes, unverzichtbaresWort unserer Tradition, in Japan vielleicht noch nicht tief eingewurzelt. Gerade weil das Wort so wichtig und gehaltvoll ist, soll man es nicht betont gebrauchen, wenn der Partner das Gemeinte (noch) nicht nachvollziehen kann – das Wort könnte ihn, seine scheue, aber ehrliche Hinnahme des Gegebenen, darin seine grundlegende Offenheit und Sinnbejahung erschlagen. Aber wer in einer Notsituation nicht verbittert, sondern bereit ist, sich zu fügen und durchzuhalten, lebt in dieser Treue zur Situation schon eine Treue zum Guten, auf das ich bei aller Unbegreiflichkeit doch vertrauen darf. In diesem Vertrauen, das das Unabweisbare ankommen lässt, keimt eine Bejahung zu jenem Guten, das mich meint – eine schlichte, aber echte Liebe zu Gott. Und wer das an der Grenze seiner psychischen Kraft zu tun versucht, erfährt in eben dieser Anstrengung zugleich, dass ihm die Kraft zu solcher demütigen Hinnahme nicht aus dem eigenen Entschluss allein zur Verfügung steht, er vielmehr vom Beistand dessen getragen und begleitet ist, dessen Güte er sich getrost überlassen kann. In der Erfahrung dieser namenlosen Nähe, dem Mit-Dabeisein Gottes („dank des Schattens“, sagt da eine japanische Redewendung) wird gewiss das gegenwärtig, © KNA-Bild Tsunamiwelle am 11. März 2011 in Natori im Nordosten Japans

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