Jesuiten 2011-3

September 2011/3 Jesuiten 15 und waren stolz auf das Geld, das sie für ihre Familien verdienten. Leider blieb es beim Transport der Flaschen in meinen selbstgenähten Säcken, da mein Ansprechpartner es mir nicht ermöglichte, eine Karre zu benutzen. Die Kommunikation mit ihm war schwierig und er vermittelte mir das Gefühl, dass eine Freiwillige aus Deutschland keinen Müll sammeln sollte. Dieses Projekt hätte ich gern ausgebaut. Mit der Zeit veränderte sich meine Einstellung dazu, was gerecht ist. Zuerst wollte ich für alle da sein und Spendengelder so einsetzen, dass viele einen Nutzen davon haben, ohne Einzelne zu bevorzugen. Es war ein Prozess, die Unmöglichkeit dieser Idee zu erkennen. Also entschloss ich mich, zwei Familien mit dem Bau einer neuen Hütte zu helfen.Warum gerade diesen Familien? Ihre Hütten waren imVergleich mit den anderen die kleinsten und baufälligsten. Eine wesentliche Rolle spielte der persönliche Kontakt. Sie waren offen, ließen mich an ihrem Leben teilhaben, baten mich z.B. auf ihre Kinder aufzupassen oder sie auf den Großmarkt zu begleiten, um Obst und Gemüse aus den Abfällen zu sammeln.Andere Familien waren zurückhaltend, und wenn sie mich um etwas baten, war es Geld. Letztendlich war ich froh, diesen beiden Familien geholfen zu haben und ihre Dankbarkeit zu spüren und annehmen zu können. Was hat mir das Jahr gebracht? Dankbarkeit, das Glück gehabt zu haben, in Deutschland geboren zu sein.Wertschätzung, in einem im Vergleich zu Argentinien geordneten Staat zu leben. (Endlich wieder Müll trennen!) Mit Deutlichkeit die Ungerechtigkeit erfahren zu haben und auch in Deutschland noch mehr auf Kleinigkeiten zu achten wie z.B. „fair trade“ einzukaufen. Mehr Gelassenheit. Neue Ideen für meine Kunst. Noch vier Jahre und dann? Im Moment fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wieder in der Schule zu arbeiten. Aber ich empfinde es als Geschenk, täglich mit jungen Menschen zu tun zu haben. Denn ich denke, es hält jung. Und ich sehe der Pensionierung mit Freude entgegen, auch wenn ich gern in der Schule arbeite. Ich habe viele Ideen für die Zeit nach der Schulzeit. Neben meiner künstlerischen Tätigkeit kann ich mir vorstellen, wieder längere Zeit ins Ausland zu gehen, wenn es meine Gesundheit erlaubt, allerdings nicht für ein ganzes Jahr. Am meisten haben mir die Nähe zu meinen Kindern und soziale Kontakte gefehlt. Ich fühle mich „zeitlos“. Ich meine damit, es gibt nur wenige Dinge, die man nur in einem bestimmten Alter tun oder lassen sollte. Ich hoffe, dass ich immer offen bleibe und mich noch verändern kann, Wünsche und Pläne habe. Ich will im Leben nicht „ankommen“. Maria Wollny Einfach beten Wenn wir ein Buch nicht mehr leicht halten können und es schwer wird, sich darauf zu konzentrieren, brauchen wir Gebete, die man einfach auswendig beten kann, die ins Meditative gehen. Mir helfen zum Beispiel der Rosenkranz, Psalm 23 (Der gute Hirte) oder bekannte Kirchenlieder. Ute Baer Gaststudentin in Sankt Georgen

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