Jesuiten 2011-3

18 Jesuiten Schwerpunkt: Altwerden Schwerpunkt Denn meine Augen haben das Heil gesehen Im Gespräch mit Sr. Katharina, 79 Jahre, aus dem Karmel in Berlin. Denn meine Augen haben das Heil gesehen (Lk 2,30).Was sagt Dir dieses Wort? Als Kind habe ich den Hitlergruß gehört. Ich habe ihn zwar selbst nie ausgesprochen, aber das Wort Heil ist für mich immer noch belastet. Bei Martin Luther fand ich die Übersetzung „denn meine Augen haben den Heiland gesehen“ und bei Stier „meine Augen haben dein rettendes Tun gesehen.“ Woran denkst Du, wenn Du an Deinen Kinderglauben denkst? Die Feier der Eucharistie – wichtig und schön war für uns dabei besonders die Begleitung der Eltern. Dann hatten wir einen Theologieprofessor als Kaplan, der während des Krieges keine Schule halten durfte. Die Kindergottesdienste waren sehr schön für alle, die Hälfte der Anwesenden waren Erwachsene. Sehr schön und atmosphärisch war auch die Feier des Karfreitags zu Hause. Auf was für ein rettendes Tun Gottes hofft man, wenn man in einen kontemplativen Orden eintritt? Für mich war da einfach der Ruf, die Einladung von Jesus Christus: Folge mir! Da war keine Frage danach, was ich suche. Es war ein Gehorchen, ohne zu fragen, was erwarte ich da. Ich hatte schon das Bedenken,dass ich das nicht leben kann. Aber ich wusste, dass ich es versuchen muss. Mich hat ein Leben lang die Passion angesprochen. Die Texte habe ich auch am meisten gelesen, seit meinem 14. Lebensjahr. Es ging um mein Dabei-Sein und darum, was da für uns Menschen von Jesus her geschehen ist. Es wurde immer intensiver, vor allem auch das Erleben der Ablehnung, „diesen König wollen wir nicht“. Ich finde das hochaktuell. Viele Menschen denken ja, wenn man jung ist, muss man alles in Frage stellen. Und wenn man älter ist, dann kommt das Suchen zur Ruhe. Dem kann ich so nicht zustimmen. In meiner Jugend habe ich einfach und problemlos Glauben gelebt. Das war sicher grundgelegt durch die Eltern und ging nahtlos über in einen selbständigen, erwachsenen Glauben. Die letzten elf Jahre waren eher geprägt, ich will nicht sagen von Zweifel, es ist eher ein Suchen, ein mühevolles Suchen, wenn Gott schweigt. Und er schweigt einfach! Ich weiß, was Anziehung von Gott ist, das weiß ich von früher.Aber ich spüre nichts. Und in der Zwischenzeit verstehe ich auch, in diesem Zustand zu leben, ohne Gott zu spüren. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit dem Lebensabschnitt zu tun hat, den ich lebe. Mystiker sagen, dass diese Phase kommt, wo Gott schweigt, länger oder kürzer. Was ist das, was Dich heute auf dem Weg hält? Ich denke, dass es der Glaube ist: Ich bin sehr davon überzeugt, dass Gott da ist. Ich habe gelernt, dass ich weitergehen soll. Den Zustand, den ich vorher zu beschreiben versuchte, dass Gott schweigt, den kann ich nicht verändern. Ich kann mir nur im Glauben sagen: „Du bist da!“ Spielt im Alter der Tod eine größere Rolle beim Glauben? Das würde ich wohl meinen! Es geht um eine Intensivierung, sich dem Wesentlichen zuwenden und das Unwesentliche lassen. Wenn ich an den Tod denke, dann hilft mir das, mich zu konzentrieren auf das, worauf es ankommt. Also z.B. darauf, Gott die Ehre zu geben und sich selber zurück zu nehmen. Es geht im Alltag mehr um Zuwendung zu den

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