Jesuiten 2011-3

2 Jesuiten Schwerpunkt: Altwerden Schwerpunkt Deutschland – eine Gesellschaft des langen Lebens Wir leben in einer Gesellschaft des langen Lebens. Immer mehr immer ältere Menschen stehen immer weniger jüngeren Menschen gegenüber;immer weniger Kinder werden geboren. Noch nie zuvor haben so viele Menschen eine so lange Lebenszeit gehabt wie heute.Sehen wir darin nicht ein Problem,sondern eine Chance! Wir alle werden älter: von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr. Dass wir älter werden, daran können wir nichts ändern.Aber wie wir älter werden, das haben – zum Teil – wir selbst in der Hand. Es kommt doch nicht nur darauf an,wie alt wir werden, sondern wie wir alt werden. Es gilt, nicht nur dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben zu geben. Freuen wir uns über die zunehmende Langlebigkeit und bemühen wir uns, dass aus den gewonnenen Jahren erfüllte Jahre werden! Wir leben in einer alternden Welt.Wir haben nicht nur eine enorme Zunahme der über 60Jährigen (um 1900 waren es gerade 5%, heute sind es rund 25% und bald werden es mehr als ein Drittel sein), sondern auch eine Zunahme des Anteils der über 70- bis 80-Jährigen. 90und Hundertjährige sind bei uns keine Seltenheit mehr. Heute leben in Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen, die 90 Jahre und älter sind, weit über 10.000 sind sogar über hundert Jahre alt. In 15 Jahren steigt die Zahl der über 90-Jährigen auf über eine Million, die der über 100-Jährigen auf über 44.000. Und im Jahr 2050 werden wir (bei einer Reduzierung der Gesamtbevölkerung von jetzt 81,7 Millionen auf dann um die 70 Millionen) über zwei Millionen über 90-Jährige und über 114.000 „Centenarians“ haben. Im Jahr 2010 gratulierte der Bundespräsident 5688 Personen zum runden 100. Geburtstag und 443 zum 105. und höheren. Die Gruppe der „Hochaltrigen“ ist weltweit die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe. Die übliche Einteilung, von den sog. „jungen Alten“ und ab 80/85 von den „alten Alten“ zu sprechen, ist problematisch. Manch einer ist schon mit 55/60 ein „alter Alter“, andere sind noch mit 90 „junge Alte“. Das „functional age“ ist ausschlaggebend, die Funktionsfähigkeit verschiedener körperlicher und seelisch-geistiger Fähigkeiten. Und diese Funktionsfähigkeiten sind keinesfalls an ein chronologisches Alter gebunden, sondern werden von biologischen und sozialen Faktoren, die während eines ganzen Lebens auf uns einwirken, mitbestimmt. Viele Studien haben nachgewiesen:Je älter wir werden,um so weniger sagt die Anzahl der Lebensjahre etwas aus über Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen, überVerhaltens- und Erlebnisweisen. Gleichaltrige zeigen oft größere Unterschiede als Menschen, deren Altersunterschied 20 oder 30 Jahre beträgt. Altern ist stets das Ergebnis eines lebenslangen Prozesses mit ureigensten Erfahrungen, mit ganz individuellen Formen der Auseinandersetzung mit Problem- und Belastungssituationen. Unsere geistige Aufgeschlossenheit, unsere Ausbildung, unser Interesse, aber auch unsere sportliche Betätigung und körperliche Aktivität beeinflussen den Alterszustand und den Alternsprozess. Der Bonner Philosoph Erich Rothacker hat schon 1938 in seinem Buch „Die Schichten der Persönlichkeit“ in einem Exkurs „Altern und Reifen“ festgestellt:Während die medizinische Altersforschung überwiegend damit beschäftigt ist, ein mit dem Alter verbundenes Nachlassen der Organe zu prüfen, zeigt die Analyse der kulturellen Dokumentationen

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