Jesuiten 2011-3

September 2011/3 Jesuiten 5 Schwerpunkt Kinder sind überall! Begegnung mit einer jungen Gesellschaft Als Praktikant bin ich in Deutschland ins Flugzeug eingestiegen.Angekommen im Südsudan, begrüßten mich die Menschen mit „Abuna“ – UnserVater/Pater! Da ich weder Priester noch Vater, sondern ein Ordensstudent mit Ende 20 war, fand ich mich gleich zu Beginn meines Freiwilligeneinsatzes in einer ungewohnten Rolle.Auf einmal war ich viel älter. Während das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland bei 45 liegt, sind es im Südsudan 18 Jahre. Über die Hälfte der Menschen ist jünger als 18, hierzulande ist es weniger als ein Viertel. Wir können erwarten, 80 Jahre alt zu werden.Viele Menschen im Südsudan sterben viel früher, und zwar durchschnittlich mit 42. Was diese Zahlen andeuten, sieht man dort auf den ersten Blick: Kinder sind überall! Sie spielen vor den Häusern, man trifft sie am Weg zum Brunnen mit Wasserkanistern auf dem Kopf, sie arbeiten vor und nach der Schule am Feld, und abends laufen ganze Scharen zum Bolzplatz, wo sie einen Fußball aus zusammengeknoteten Stofffetzen auf das Tor schießen. Ich arbeitete in Dörfern, in die viele Menschen aus Flüchtlingslagern zurückkehren und nach über 20 Bürgerkriegsjahren eine Zivilgesellschaft aufzubauen versuchen. Dabei half ich den Katecheten mit dem Aufbau von Kirche. Diese ehrenamtlichen Gemeinde- und Gottesdienstleiter sind oft zwischen 17 und 25 Jahre alt.Viele von ihnen sind Lehrer, die kurz nach ihrem eigenen Schulabschluss begonnen haben, die vielen Kinder zu unterrichten. Da man mit 15 bis 20 heiratet, tragen einige auch schon eine große Verantwortung als Familienväter oder Mütter. Während ich hierzulande nicht selten zu den jüngsten Gottesdienstbesuchern zähle,war ich dort einer der älteren,denn in die Kirche gehen vor allem Kinder und Jugendliche.Wirklich alte Leute gibt es in diesen Dörfern nur wenig. Sie werden als „Älteste“ sehr geehrt und haben sogar eine besondere Anrede: Mit „Mama“ spricht man eine alte, ehrwürdige Dame an, als „Mzee“ einen solchen Herrn. Sie verkörpern Weisheit,Autorität und Tradition. Alt zu werden ist im Südsudan nicht so sehr mit Sorgen verbunden, sondern mit einer großen Sehnsucht: Werden wir es schaffen, eine Gesellschaft aufzubauen, in der nach Zeiten von Krieg und Chaos Traditionen und Routine entstehen, die das Zusammenleben leichter machen? Und werden wir endlich einmal zu Hause alt werden können, ohne wieder fliehen zu müssen? Bernhard Knorn SJ Glaubensbiographie Wenn ich aus dem Berufsleben aussteige, kann ich beginnen, mehr über mich und mein Leben nachzudenken: Manches ist unversöhnt und anderes, woran ich zu sehr hänge, müsste ich loslassen lernen. Ich versuche meine Glaubensbiographie zu erschließen:Wie hat der Glaube und das Nichtglauben mein Leben bestimmt? Welche Ziele und Pläne hatte ich, was habe ich erreicht und was nicht? Welche Höhepunkte gab es, wie prägte aber auch das einfache kirchliche Leben meinen Alltag? Welche wichtigen Worte kommen mir immer wieder in den Sinn, wo entdecke ich Schönheit? So beginne ich, mein Leben, wie es war, in Demut und ganzheitlich zu akzeptieren. Cordula Hausner-Wienold Seniorenstudentin in Sankt Georgen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==