Jesuiten 2011-4

8 Jesuiten Schwerpunkt: Bewegungen der Seele Schwerpunkt Mehr als nur gelesen Wie die Bibel bei der Unterscheidung der Geister hilft Wer anfängt, die Bibel zu lesen, macht schon nach kurzer Zeit erstaunliche Erfahrungen. „Ich empfinde große Sammlung und Leichtigkeit“, sagte eine Teilnehmerin an einem Pilgerseminar. „Ich bin fasziniert von dem regelmäßigen und zusammenhängenden Lesen der Bibel.“ Alles sei sehr konkret.Sie spüre innerlich eine große Zufriedenheit und Freude und merke, dass ihr Interesse am Wort Gottes zunehme. Ein Teilnehmer an einem bibeltheologischen Seminar hatte ganz andere Erfahrungen. Für ihn war der zehntägige Kurs sehr anstrengend. Die tägliche Bibellesung kostete ihn viel Überwindung. Beim Abschlussgespräch sagte er. „Ich finde noch immer keinen richtigen Zugang zu den Texten. Sie sind fremd für mich. Ich fühle große Distanz,Widerwillen und einen unglaublichen Druck. Ich bin unzufrieden und würde mit dem Bibellesen am liebsten aufhören.Wenn ich allerdings einfach weiterlese, merke ich, dass sich in mir auch etwas verändert. Der Druck löst sich. Gelassenheit und Zuversicht stellen sich ein.Wahnsinn.“ So ist das eben: Das Lesen der Bibel hat es in sich.Als ins Wort gebrachte Glaubenserfahrung ist die Heilige Schrift eben nicht nur ein Buch unter vielen anderen. Die Bibel ist mehr. Sie ist die Offenbarung Gottes und als solche bestätigt sie und ermutigt, motiviert und führt in die Sammlung; sie kann aber auch konfrontieren, ratlos machen, verhärten und uns die dunklen Seiten unseres Lebens bewusst machen. All das geschieht beim Bibellesen. Es ist wie in einer guten Beziehung. Auch hier ist nicht immer alles leicht und einfach. Hier wie dort wachsen wir nicht nur in den Momenten der Begeisterung und der Freude, sondern auch in den schwierigen Situationen, wenn wir den Eindruck haben, dass sich der andere von uns zurückzieht. Dies sind schmerzliche Erfahrungen. Wenn wir uns in diesen Zeiten die Offenheit für den anderen bewahren können, dann werden wir in der Beziehung mit der anderen Person nicht nur wachsen und reifen, sondern lernen, den anderen als anderen zu akzeptieren. Mit dem Bibellesen verhält es sich ähnlich. Eine reife Beziehung zum Wort Gottes drückt sich dadurch aus, dass wir die Heilige Schrift in erster Linie nicht deshalb lesen, um uns Wissen über Personen und zeitgeschichtliche Sachverhalte anzueignen oder uns über religiöse und kulturelle Zusammenhänge zu informieren; wir lesen die Bibel dann auch nicht mehr nur deshalb, weil wir persönliche Anregungen suchen und unsere Lebensfragen beantwortet wissen wollen. Eine reife Beziehung mit dem Wort Gottes lässt uns die Bibel lesen, weil wir

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