Jesuiten 2011-4

18 Jesuiten Schwerpunkt: Bewegungen der Seele Schwerpunkt Innerlich und engagiert „Ich horche in mich rein.In mir muss doch was sein. Ich hör nur Gacks und Gicks. In mir da ist wohl nix“ kalauert Robert Gernhardt und bewahrt unser Thema vor der Einseitigkeit: „Bewegungen der Seele“, innere Regungen, das ist mehr als reine Innerlichkeit. In der Unterscheidung der Geister geht es nicht darum, sich aus der Welt zurückzuziehen, sich in falschem Sinne zu entweltlichen, sondern sich – unterscheidend und differenzierend – in ihr zu engagieren, sich in Anspruch nehmen und sich in ihre Vielfältigkeit und Uneindeutigkeit verwickeln zu lassen – um immer wieder neu zu unterscheiden. „Innerlich und engagiert“ – was in dieser Thematik als „innen“ auftritt, gibt es nicht ohne „außen“, denn „innen“ und „außen“ sind aufeinander bezogen: Zum einen ist Äußeres vielfach Anstoß, überhaupt innere Regungen wahrnehmen und unterscheiden zu müssen: So, wenn politische Ereignisse meine Stellungnahme und mein Engagement fordern – aber welches? So, wenn ich im Beruf oder im privaten Leben plötzlich vor eine neue Situation gestellt werde und mich entscheiden muss – aber wie und wann? So, wenn die Unübersichtlichkeit meines Alltags mich zwingt, Ordnung in mein Leben zu bringen – all das fordert die Frage nach der Ursache, der Qualität und dem Ziel der inneren Regungen, die mit den Ereignissen einhergehen, heraus. Zum anderen müssen die Prüfung und die Unterscheidung der inneren Regungen wieder in ein neues, vertieftes Engagement hineinführen. Die Geistlichen Übungen, die Ignatius lehrt, dienen schließlich dazu „den göttlichen Willen zu suchen und zu finden in der Einrichtung des eigenen Lebens zum Heil der Seele“. Es wäre umgekehrt ein Zeichen des „bösen Geistes“, wenn die Unterscheidung der inneren Regungen kein Fleisch annehmen kann und nicht in ein neues und verändertes Engagement führte. Der folgende Beitrag gibt ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein Lebensweg einlässt auf die Fragen der Zeit, wie in der Kontinuität der Entscheidungen Grundoptionen sichtbar werden und zu immer neuem Engagement führen. Es ist eine Unterscheidung der Geister in einer komplexen politischen Situation. Der Autor des Artikels ist ein ägyptischer Jesuit, der in Kairo ein Kulturzentrum in der Nähe des Jesuitenkollegs leitet. Geschrieben ist er noch vor den dramatischen Ereignissen des 9. Oktober, in denen die Armee christliche und solidarische muslimische Demonstranten attackierte – und erinnert somit an eine Hoffnung, die nicht verschüttet sein möge. Tobias Specker SJ

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