Jesuiten 2011-4

30 Jesuiten Vorgestellt Vorgestellt Raum für „mehr“ MAGIS – Ignatianische Experimente Kirche ist Begegnung und Gemeinschaft mit Gott durch Jesus Christus. So könnte es in einem Katechismus stehen. Daraus folgt, dass wir Kirche überall dort erleben, wo Menschen sich im Namen Jesu versammeln und in Seinem Geist begegnen. Besondere Räume für Begegnung im Geiste Jesu sind die Sakramente und das gemeinsame Meditieren und Lauschen auf dasWort Gottes.Aber auch dasTeilen von Lebenserfahrung, positiver und negativer, kann in uns den Geist Jesu lebendig werden lassen. Insbesondere für junge Leute scheint es immer wichtiger zu werden, nicht nur von der in der Heiligen Schrift weiter gegebenen Gotteserfahrung früherer Generationen zu leben, sondern selbst geistliche Erfahrungen zu machen: selbst das Leben ausprobieren, selbst einen Sinn oder eine geistliche Bedeutung im Erlebten zu finden. Die Idee des „ignatianischen Experiments“ kommt dieser Sehnsucht entgegen. Sie stammt ursprünglich aus der Ausbildung der Jesuitennovizen. In geistlichen „Experimenten“ sollen sie in unbekannten Bereichen Erfahrungen sammeln und sich erproben: als Pfleger in einem Krankenhaus, als Pilger in fremden Ländern, als Lehrer oder Erzieher von Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig sollen sie im Gespräch mit ihren geistlichen Begleitern oder auch im vertrauensvollen Austausch miteinander ihre Erfahrungen genauer wahrnehmen und geistlich unterscheiden: „Wie ist es mir ergangen? Wo konnte ich Gottes Anwesenheit spüren? Wo blieb er mir eher fern?“ Jeder, der so einen geistlichen Austausch (etwa im Rahmen von Exerzitien) schon einmal gewagt hat, weiß, dass dabei viel in Bewegung kommen kann: Wir gewinnen ein neues Verhältnis zum Erlebten, das wir auf einmal mit sehr viel mehr Wertschätzung betrachten können, wir gewinnen auch eine andere Beziehung zu jenen, mit denen wir unser Leben teilen. Und schließlich verändert sich auch unsere Beziehung zu Gott, dessen Geist im Wachsen der erstgenannten Beziehungen neu spürbar werden kann. Auf der Suche nach einer angemessenen Form für eine jesuitische Beteiligung amWeltjugendtag 2005 in Köln wurde die Idee des ignatianischen Experimentierens aufgenommen: Unter dem Projekttitel „MAGIS“ wurden über 80 internationale Gruppen organisiert, die miteinander in sozialen Einrichtungen tätig wurden oder sich auf einen Pilgerweg machten. Andere Experimentideen kamen hinzu: einige Gruppen spielten miteinander Straßentheater oder führten Touristen mit einem geistlichen Kompass durch sehenswürdige Kirchen. Und immer wurde abends in kleinen Gruppen zusammen gesessen und das Erlebte geistlich ausgetauscht. Seit diesem Weltjugendtags-Vorprogramm 2005 wurden unter dem Label „MAGIS“ jedes Jahr ein oder mehrere internationale Experimente durchgeführt, unter anderem 2008 zum Weltjugendtag in Sydney und im vergangenen Jahr zum Weltjugendtag in Madrid. Dazu haben sich Anfang August über 2500 Pilger in Loyola getroffen, um sich von dort aus in 99 Experimenten auf die Tage mit dem Papst in Madrid vorzubereiten. Aus Deutschland haben daran über 50 Pilger zwischen 18 und 32 Jahren teilgenommen. Eine von ihnen, Nadine Golczyk aus Grenzach-Wyhlen, schreibt im Rückblick:

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