Jesuiten 2011-4

Dezember 2011/4 Jesuiten 3 nomie sich selbst verwirklichen kann, ohne maßlos zu werden. Es findet sich zu Beginn der Neuzeit auch ein spiritueller Weg, mit diesem Problem umzugehen. Der heilige Ignatius war ein wirklich radikaler Gottsucher. Für Ignatius geht es darum, den Willen Gottes für sein Leben zu finden, dabei nicht um die Rückkehr zur Fremdbestimmung. Es ist wie bei der Liebe: Der Geliebte findet die Antwort darauf, wer er wirklich ist, im Moment der Liebe in den Augen dessen, der ihn liebt. Pilger durch die Landschaft der Seele Wie so oft beginnt jene große Geschichte mit inneren Impulsen, die aus der Wüste der Langeweile entstehen. Ignatius liegt mit einem zerschmetterten Bein, das nicht heilen will, auf dem Krankenbett. Sein Leben als Edelmann bei Hof ist an sein Ende gelangt. Das Träumen vom Rittermut ermüdet ihn. Er beginnt das „Leben Jesu“ von Ludolf von Sachsen und Heiligengeschichten zu lesen. Eine innere Entdeckung macht den Unterschied! Das Träumen von Heldentaten in der Nachfolge Christi „sättigt“ seine Seele länger als andere Tagträume. Es ist eine erste Beobachtung und Unterscheidung von inneren Seelenbewegungen mit weitreichenden Konsequenzen. Die wach werdende Achtsamkeit auf die inneren Seelenbewegungen führt ihn aus der Depression nach dem Zusammenbruch seines alten Lebens zu einem neuen Aufbruch als Pilger durch die Landschaft seiner Seele, als Ordensgründer und gesuchter Begleiter anderer Suchender mit Hilfe jenes Instrumentariums, das er bei der eigenen Suche gefunden hat. Nun ist es theologisch gar kein unproblematisches Unternehmen, davon zu sprechen, Gottes Willen für das eigene Leben zu finden, denn in der Theologie betonen wir, dass wir Gott nicht festmachen dürfen an unserenVorstellungen. In der Verkündigung und in der spirituellen Praxis wagen wir dann andererseits sehr oft steile Aussagen, worin denn heute und hier der Wille Gottes zu finden sei. Das Problem ist doch aber, dass Gott selbst vom Menschen nicht wahrgenommen werden kann. Er ist der Ganz-Andere, der Immer-Größere. Er ist das Ganze, das alles umschließt und in allem umschlossen ist. Gott stellt sich dem Mose selbst als ein namenloser Gott vor, als Ich bin der Ich-bin-Da. Gott selbst bleibt außerhalb des Erfahrbaren, weil er in allem Erfahrbaren ist. Erfahrbar ist aber die Berührung durch seine Gegenwart. Der Geist Gottes ist Schöpfer eben nicht im Sinne eines bloßen Auslösers am Anfang der Schöpfung, sondern er atmet und wirkt in allem Lebendigen jederzeit und ist so bleibende Ursache der Schöpfung. Einerseits gilt also: Wer Ihn an einem Satz, einem Gedanken festmachen will, der verstößt gegen das Verbot, sich ein Bild dieses namenlosen Gottes zu machen. Für Ignatius zeigt sich andererseits doch Gottes Wille

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