Jesuiten 2011-4

Dezember 2011/4 Jesuiten 5 Schwerpunkt Wenn böser Geist herum spukt Auf seinem Krankenlager in Loyola ließ die Lektüre der Ritterromane Ignatius mit Leere und Missmut zurück. So entdeckte er die Wirkungen des „bösen Geistes“. Natürlich meinte er damit nicht den Leibhaftigen, der mit Bocksfuß und Schwefelgeruch hinter den Menschen her ist. Psychologisch feinsinnig erkannte Ignatius, dass sich übler Geist in unseren inneren Regungen zeigt: In Gefühlen, Gedanken und Haltungen, die dann Wort und Tat werden können. Dieser böse Geist ist in seinen Anfängen manchmal schwer zu erkennen.Was kann uns auf diesen üblen Geist aufmerksam machen? Und wie damit umgehen? Im Folgenden einige Beispiele: Wenn ein Gedanke, einVorhaben oder eine Tat unbedingt geheim gehalten werden will, dann ist daran meist etwas faul. Der üble Geist liebt es, verborgen zu bleiben. Auch wenn sich unser Blick aus unerfindlichen Gründen trübt, Gedanken wirr werden, eine Atmosphäre aggressiv aufgeheizt wird oder Verhalten peinlich entgleitet, treibt böser Geist hinter den Kulissen sein Unwesen. Er liebt es, zu verwirren. Er will Freude und Frieden rauben. In einem solchen Fall ist es gut, ihm möglichst kein Gehör zu schenken. Ignatius warnt davor, in Zeiten der Verwirrung wichtige Schritte zu setzen oder einmal getroffene Entscheidungen zu verändern. Immer wieder lässt sich übler Geist auch am fehlenden guten Maß erkennen. Er liebt es, zu übertreiben oder gute Dinge unangemessen dunkel erscheinen zu lassen. Er zeigt sich in einem quälenden inneren Kritiker, der mich und alles andere herabzieht, oder in befremdlicher euphorischer Stimmung. Was maßlos und verstiegen anmutet, kommt gewöhnlich vom bösem Geist. Was uns andauernd überlastet oder mit Gewalt, Krampf und viel Hektik verbunden ist, lässt seinen Einfluss erkennen. Oft lässt böser Geist auch Dinge zu wichtig erscheinen. Wir werden abhängig und süchtig. Besonders mag es der üble Geist, im Reden Unheil zu stiften. Oft wird verallgemeinert und werden Menschen mit scheinbar offenkundigen Gründen verteufelt. Andere werden stark idealisiert.Auch gibt es in unserer Gesellschaft Menschen, die mit der Gewalt ihrer Worte andere lieblos überfahren. Der üble Geist, den Ignatius erkannt hat, spukt meist zuerst in unseren Gedanken und Gefühlen herum. Er ist verleiblicht in unseren inneren verkehrten Regungen. Diese können nach und nach auch das Sprechen und Handeln bestimmen und viel Schaden anrichten, wenn sie nicht ihres „bösen Geistes“ entlarvt werden. Josef Maureder SJ

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