Jesuiten 2012-2

Juni 2012/2 Jesuiten 9 Schwerpunkt Gerechtigkeit bilden – in der Jugendpastoral Ein schöner, lauwarmer Sommerabend brachte uns vor bald zwei Jahren zusammen. Ich führte die älteren Herrschaften in die Krypta unserer Kollegskirche. Sie waren tief beeindruckt von der Kraft, die sich in diesem Raum bündelt und vom Geist, den die Mauern dort atmen. Zwei Wege hatten sich gekreuzt, die vielleicht unterschiedlicher nicht hätten sein können – und doch, es war uns, als wäre es bestimmt gewesen, dass wir uns trafen. Beim gemeinsamen Essen erzählte ich von meiner Arbeit als Schulseelsorger, von der offenen Tür zu meinem Büro und wer so alles hereinschaut, von unseren Schulgottesdiensten und Besinnungstagen und nicht zuletzt davon, warum wir Jesuiten Schule machen und uns um Jugendliche kümmern – eben weil es uns ein Anliegen ist, „Männer und Frauen für andere und mit anderen zu bilden“. Sie interessierten sich sehr für unser Mentorenprogramm,wie also ältere Schüler den Neuen helfen,sich im großen Kolleg zurechtzufinden.Sie lauschten gespannt meinem Bericht vom Sozialpraktikum, bei dem unsere Oberstufenschüler für gut vier Wochen einen Dienst in Altenund Pflegeheimen, in Krankenhäusern und Behinderteneinrichtungen tun, um dort Menschen, denen es nicht so gut wie ihnen geht, ganz nahe sind und ihnen den Alltag erleichtern. Und sie wurden hellhörig, als ich von ProCura erzählte, einer neuen Form sozialer Jugendarbeit: Jugendliche engagieren sich für ein Projekt im Ausland, sie informieren sich über die Not, sammeln Gelder, besuchen das Projekt und packen vor Ort zusammen mit einheimischen Jugendlichen an. So erfahren sie, dass sie helfen können und dass sie gebraucht werden. Sie erleben sich als Subjekte der Hilfsbereitschaft. ErstWochen später offenbarten mir die beiden, dass sie eine Stiftung gründen wollten: Für soziale Zwecke mit Jugendlichen im kirchlichen Bereich. Über Monate nahm die Idee immer konkretere Gestalt an. Unser gegenseitiges Ringen – hier das Seelsorgerische, dort das Unternehmerische – war vom gemeinsamen Geist beseelt, „den Seelen zu helfen“, und dem Wunsch, diejenigen zu unterstützen und zu fördern, die sich für andere einsetzen. Anfang 2012 wurde die „Stiftung Ignatianische Jugendpastoral“ gegründet zu dem Zweck, „Jugendliche dabei zu unterstützen, ein engagiertes Leben aus dem christlichen Glauben zu führen. Sie sollen erfahren, dass ihr Einsatz wertvoll ist und dass sie selber – gerade auch als junge Menschen – viel bewegen können.“ Das Spannende für mich an dieser Stiftung besteht darin,dass es uns allen um Bewegung und um Dienst geht: Da sind Jugendliche, die sich von der Not anderer bewegen lassen, sie engagieren und solidarisieren sich und lassen sich in Dienst nehmen. Das wiederum bewegte die beiden älteren Herrschaften, die in ihrem Leben schon viel bewegt und geleistet haben. Sie wollen etwas von dem, was ihnen gegeben wurde, zurückgeben und weitergeben und dabei selber eine aktive und zugleich dienende Rolle spielen. Diese Reihe ließe sich mühelos fortsetzen,denn dort,wo sich jemand bewegen lässt und sich bewegt, da bewegt er etwas und andere – und so soll diese Initiative der Hilfsund Dienstbereitschaft weite Kreise ziehen. Philipp Görtz SJ

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