Jesuiten 2012-2

Juni 2012/2 Jesuiten 13 der Ausschließenden für die erste Liga des Bildungswesens nicht gut genug. Deshalb ist die Forderung nach mehr Inklusion ein Gebot der Gerechtigkeit ebenso wie der Einsicht, dass sich in menschlicher Heterogenität viel mehr Lehr- und Lernmöglichkeiten ergeben als in bildungstechnischer Homogenität – ohne Auswirkungen auf die Umsetzung der Bildungspläne. Das konnten inzwischen zahlreiche Studien, gerade auch in einem bildungspolitisch bislang eher konservativen Bundesland wie Bayern, nachweisen. Selbstverständlich gibt es unverzichtbare Voraussetzungen für eine gelingende Inklusion. Als erstes denke ich dabei aber nicht an Strukturen oder Ausstattungsmerkmale, sondern an die aufrichtige Bereitschaft aller Beteiligten, sich einzugestehen, in welchem Umfang zu unserem konventionellen Schulwesen gegenwärtig Formen aktiver Ausgrenzung gehören, und zwar zurVerbesserung der Aufstiegschancen derer, die jetzt innerhalb dieses Systems beschult werden. Ich persönlich halte diese Voraussetzung, die auch als eine Form von Umkehr betrachtet werden kann, für schwerer erreichbar als diejenigen, die darüber hinaus für eine verantwortliche Inklusion auch noch notwendig sind. Damit meine ich all jene pädagogischen Instrumente, ohne die ein gemeinsamer, aber nicht gleicher Unterricht weder zu realisieren noch zu verantworten ist. Das sind beispielsweise professionelle Standards in der Erhebung der unterschiedlichen Lernausgangslagen, eine solide pädagogische Diagnostik und individuelle Förderplanung; ebenso alle Formen der Unterstützung wie Unterrichtsbegleiter, Trainer und heilpädagogische oder psychologische Fachkräfte. Spätestens hier wird deutlich, dass die Umsetzung von mehr Inklusion nicht ausschließlich in der Verantwortung der Schulträger liegen kann. Denn die wirtschaftlichen Konsequenzen lassen Inklusion natürlich ebenso eine bildungspolitische Angelegenheit sein. Sind die politischen Rahmenbedingungen aber gegeben, so kann dies Schulen radikal verändern. Das St. Aloysius College der Jesuiten auf Malta beispielsweise ist in den zurückliegenden Jahren diesen Umwandlungsprozess mit eindrucksvoller Konsequenz gegangen. So könnte der Einsatz für mehr Gerechtigkeit auch in Deutschland zur Schleifung unserer Schulhofmauern und zur Öffnung der Klassenzimmer führen – mit äußerst weitreichenden Konsequenzen. Axel Bödefeld SJ

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