Jesuiten 2012-2

14 Jesuiten Schwerpunkt: Bildung Schwerpunkt Jesuitenschule, einmal anders Die Cristo Rey-Schulen in den USA Es war das Jahr 1995, als John P. Foley SJ nach 34 Jahren in seine Heimatstadt Chicago zurückkehren sollte. All die Jahre hatte er vor allem in der Bildung der armen Bevölkerung Perus gearbeitet. Sein Provinzial wollte nun eine qualitativ gute, katholische Highschool gründen – und dies in Pilsen, einem Chicagoer Stadtviertel von lateinamerikanischen Arbeiterfamilien. Diese hatten kaum Möglichkeiten, ihren Kindern die Bildung zukommen zu lassen, die andere Milieus für selbstverständlich halten. Andere Jesuiten hatten die Straßen von Pilsen geradezu abgeklappert, um zu fragen, was die Bewohner am meisten brauchten. „Eine College-Prep-school“ war ihre Antwort: Ein privates Gymnasium, das auf die Universität vorbereitet. Pater Foley kehrte also zurück, um diese Idee faktisch ohne Geld zu entwickeln. Nach etlichen Rückschlägen und Umwegen entwickelten er und seinTeam einen gewagten Plan: In jedem Monat sollten die Schüler fünf Tage an einer einfachen, aber doch professionellen Arbeitsstelle arbeiten und das Gehalt dazu verwenden, das Schulgeld aufzubringen. Gegen pessimistische Stimmen setzte sich die unkonventionelle Idee durch: 1996 öffnete in Chicago die Cristo Rey Jesuit High School mit Pater Foley als Gründer und erstem Rektor. Die Kombination aus Arbeit und Schule lief gut – sogar besser als erwartet. Der Erfolg der Cristo Rey-Schule und ihres innovativen Finanzierungsmodells sprach sich im Land herum. 2001 wurde das Cristo Rey-SchulNetzwerk gegründet – neue Schulen in Denver, Portland und Los Angeles öffneten in Folge. Heutzutage umfasst das Cristo Rey-Netzwerk 24 Schulen in 16 Bundesstaaten. 6900 Schüler profitieren von ihm, alle aus sozial schwachen Familien: 95% der Schüler haben einen latino-, afro-amerikanischen oder ähnlichen Hintergrund. Die Schulen nehmen Kinder aller religiösen Bekenntnisse auf. Die Unterrichtstage und das Schuljahr sind bewusst länger gestaltet, das Bildungsmodell ist herausfordernd und die Schüler werden mit professioneller Hilfe in die Lage versetzt, ihre Fähigkeiten für das College zu entwickeln. Auch wenn Cristo Rey-Schulen nicht das Allheilmittel für die gravierenden Bildungsprobleme in den Großstädten der USA sind, so ist es doch ein nachhaltig erfolgreiches Modell. Wesentlich für seinen Erfolg ist die Starthilfe und die andauernde Unterstützung durch das nationale Cristo Rey-Büro. Es leistet die Qualitätssicherung, zum Beispiel durch: •Datenbankgestützte Informationen für die Lehrer • Weitere Begleitung der Bildungsbiographie der Absolventen • Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen im Umfeld der Schulen • Unterstützung spiritueller Bildung • Best-practice Austausch im Netzwerk Schon über zehn Jahre nun hat das Cristo Rey-Netzwerk Schülern, die eine CollegeBildung für einen unerreichbaren Traum hielten, Hoffnung und Zukunft gegeben. Das innovative und kreative Engagement von Pater Foley und seinem Team hat nicht nur den Lebensweg so mancher Schüler geprägt, sondern auch das katholische Bildungsengagement inmitten der Großstadt neu belebt. Übersetzung und Redaktion: Tobias Specker SJ

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