Jesuiten 2012-2

Schwerpunkt Da lehrte Gott ihn wie ein Kind Bildung als spirituelle Aufgabe Wenn ich bei der Einführung in die ignatianischen Exerzitien versuche, die „Unterscheidung der Geister“ zu erklären, beginne ich gerne mit der Biographie des Ignatius.Wie er, nach der verlorenen Schlacht um die Festung Pamplonas stark verwundet, sich auf dem Krankenbett in seinem Elternhaus in Loyola wiederfindet, um zu genesen. Nun gilt es, die Langeweile zu vertreiben: Ignatius verlangt nach Lesestoff. Ritterromane wären ihm am liebsten gewesen, doch man kann ihm nur die Heilige Schrift und eine Sammlung von Heiligenlegenden reichen. Die Heiligengeschichten können Ignatius inspirieren und er verbringt Stunden in selbstverliebten Vorstellungen eines Minnedienstes für eine Dame hohen Standes. Aber auch die Lebensgeschichte eines heiligen Franziskus oder Dominikus faszinieren ihn. Langsam beginnt er wahrzunehmen, dass die eine Faszination ihn zunächst wie ein Strohfeuer begeistert, am kommenden Tag jedoch vergangen ist, während das Leben eines Franziskus eine bleibende Faszination auf ihn ausübt. Es ist auf diesem Krankenlager, dass Ignatius beginnt, die Verschiedenheit der Geister zu entdecken und zu unterscheiden. Eine Parallele zu unserer Welt der modernen Medien ist nicht schwer zu ziehen:Welche Bücher,Filme,Fernsehsendungen oder Internetseiten inspirieren uns und welche lassen uns leerer zurück, mit einem schalen Nachgeschmack? Die Geistlichen Übungen des Ignatius bergen einen ganzen Schatz von Beobachtungen für eine Unterscheidung der Geister. „Sein Leben ordnen“, lautet es schon in der Überschrift. Doch was ist das Ordnungsprinzip? Es ist sicher nicht die Leistung. Dies zu lernen ist eine der größten Herausforderungen für die Menschen, die zu uns nach Bad Schönbrunn kommen,um einen der spirituellenWege zu vertiefen. Das Leistungsdenken dominiert unsere Gesellschaft und kann ganz sublime Formen annehmen. Erst wenn Gefühle der Enttäuschung in uns darüber auftauchen, dass die Tage der Stille nicht so verlaufen, wie wir es wollten, erst dann merken wir, wie oft wir etwas zu erreichen suchten, anstatt in einer Haltung der Aufmerksamkeit und Dankbarkeit zu wachsen. In den Geistlichen Übungen fordert Ignatius uns auf, beim Gebet „Gott, unseren Herrn, zu bitten, was ich will und wünsche“. Ignatius will in uns eine Spiritualität der Sehnsucht wecken. Und ähnlich wie für Jesus in den Heilungsgleichnissen des NeuenTestamentes ist es auch für Ignatius ganz wichtig,dass wir lernen, unsere Wünsche und Sehnsüchte auszusprechen. Sicher, Gott weiß, was wir brauchen, noch bevor wir es formulieren. Aber das InWorte-Fassen verändert uns. Dieses Ins-WortFassen ist ein zentraler Aspekt bei der spirituellen Anamnese, im Rahmen unseres Lehrgangs „Spiritual Care“. Ärzte lernen darin, Patienten zu ermutigen, davon zu sprechen, was ihnen in ihrem Leben bisher Sinn gegeben hat und was ihnen jetzt in ihrer Krankheit Trost und Unterstützung geben könnte. „Mit Gott sprechen,wie ein Freund zu seinem Freund spricht“, ein weiterer Hinweis des Ignatius: Unser menschenfreundlicher Gott will uns auf Augenhöhe begegnen. Er lädt uns ein zum Dialog.Vorstellungen von Gott, die 4 Jesuiten Schwerpunkt: Bildung

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==